Sie ist flink, äußerst scheu, eine hervorragende Kletterin und überwiegend nachtaktiv. Und sie ist eine Meisterin der Tarnung. Im Unterholz dichter Laubwälder ist die Wildkatze mit ihrem braun-beigen Fell und dem buschigen Schwanz beinahe unsichtbar. Ihr Versteck in Baumhöhlen, unter Reisighaufen oder in zerfallenden Gartenhütten verlässt sie nur nachts, um auf Mäusejagd zu gehen.
SWR-Reporter Peter Lauber über das Wildkatzen-Projekt in Sternenfels:
Wildkatze zeigt sich selten
Waldspaziergänger bekommen die Europäische Wildkatze daher selten bis nie zu Gesicht. Auch Dietmar Gretter, Geschäftsführer des Naturparks Stromberg-Heuchelberg, hat bislang nur ein einziges Exemplar der Lauerjägerin gesichtet. Im Jahr 2010 entdeckte er das Tier. Überfahren auf einer Landstraße. Es stellte sich zudem als Hybrid heraus - einer Kreuzung von Wild- und Hauskatze.
Doch Gretter war sofort klar: Die Wildkatze muss in der Region wieder heimisch sein. Systematische Untersuchungen mithilfe von Lockstoffen bestätigten in den Folgejahren seine Vermutung. Heute sind bis zu acht Wildkatzen im Naturpark Stromberg-Heuchelberg nachgewiesen.
Population der Wildkatze stagniert trotz idealer Voraussetzungen
Die strukturreiche und kleinteilige Landschaft zwischen Bretten, Eppingen und Mühlacker mit ihren vielen Laubwäldern und Streuobstwiesen böte eigentlich Lebensraum für bis zu 30 Wildkatzen, sagt der Wildtierexperte. Doch die Population stagniere auf niedrigem Niveau, stellt er fest – ohne erkennbaren Grund.
Das bundesweite Projekt "Wildkatzenwälder für morgen" des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) soll nun auch im Naturpark der bedrohten Art bei ihrer Wiederausbreitung helfen. In Sternenfels wurde die erste Maßnahme umgesetzt. Auf einer Länge von 900 Metern hat das hiesige Forstamt den Waldrand aufgelockert.
So wurden Licht und Platz für heimische Sträucher geschaffen, die dort bereits wieder wachsen. Diese nutzten Wildkatzen gerne als Deckung bei der Mäusejagd auf den danebenliegenden Streuobstwiesen, erläutert Projektleiter Dominic Hahn.
Von den Blüten, Beeren und Nüssen profitieren neben Vögeln und Insekten auch Mäuse und andere Kleinsäuger, die der Wildkatze wiederum als Nahrung dienen. In großen Haufen von aufgeschichtetem Totholz sollen Tiere Unterschlupf und Plätze für die Aufzucht ihrer Jungen finden.
Wildkatze soll vom Enzkreis in den Schwarzwald gelangen
Deutschlandweit steigt die Zahl der einst vom Aussterben bedrohten Wildkatzen wieder an. Nach langjährigen Schutzbemühungen leben laut BUND aktuell wieder bis zu 8.000 Exemplare in den heimischen Wäldern. Baden-Württemberg liege bislang am Rand des Verbreitungsgebietes. Hier sei die Population seit dem ersten Nachweis im Jahr 2006 von null auf immerhin eine niedrige dreistellige Zahl angewachsen.
Die meisten Tiere seien entlang der Rheinebene zu finden, erläutert Naturschützer Dominic Hahn. Kleinere Vorkommen sind, außer im 16.000 Hektar großen Naturpark Stromberg-Heuchelberg, bislang nur im Odenwald nachgewiesen. Der Naturpark gelte deshalb als wichtiger Trittstein, um der Wildkatze die weitere Verbreitung Richtung Schwäbisch-Fränkischer Wald und Schwarzwald zu ermöglichen.
"Wildkatzenwelt" in Zaberfeld lädt zu Entdeckungstour ein
Wer mehr über das Comeback der Europäischen Wildkatze im Gebiet Stromberg-Heuchelberg erfahren möchte: Das Naturparkzentrum in Zaberfeld vermittelt mit seiner Ausstellung "Wildkatzenwelt" jede Menge Katzenwissen für große und kleine Besucher. In einer Spiel- und Erlebnisanlage können Kinder zudem nach Herzenslust rennen, klettern, und springen – fast wie richtige kleine Wildkatzen.