Eigentlich klingt es nach einem banalen Problem: Bei der Wertstoffentsorgung in Karlsruhe gab es einen Anbieterwechsel, doch der Wechsel verläuft nicht reibungslos. Mülltonnen werden nicht geleert und quellen nach und nach über. Der Unmut in der Bevölkerung wächst. Beschwerden häufen sich bei der Stadtverwaltung. Inzwischen ist das Ärgernis rund um die Wertstofftonne Chefsache.
Mentrup zur Wertstofftonne: Es wird an einer Lösung gearbeitet
Bis Anfang März wolle man eine Lösung erzielen, so Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) und die zuständige Bürgermeisterin Bettina Lisbach (Grüne) bei einem Pressegespräch am Freitag. In der kommenden Woche seien Gespräche mit dem seit Januar zuständigen Entsorger Knettenbrech + Gurdulic geplant, um eine Lösung im Konflikt zu suchen.
Es wird immer wieder darauf verwiesen, dass die Stadt aufgrund der Gesetzeslage die Verträge nicht direkt mit dem Unternehmen schließen konnte, sondern man sich auf Absprachen verlassen habe. Einzelne Punkte werden laut Oberbürgermeister Mentrup derzeit allerdings unterschiedlich ausgelegt. Insbesondere das Unternehmen habe die Situation in Karlsruhe falsch eingeschätzt heißt es wenig selbstkritisch.
Wertstofftonne: Diese Probleme gibt es in Karlsruhe
Die zahlreichen Beschwerden, die in den letzten Wochen bei der Stadt eingegangen sind, lassen sich in drei Kategorien einteilen. Erstens: Knettenbrech + Gurdulic würde Tonnen mit zu viel falschem Müll stehen lassen. Zweitens: Tonnen, die zwar korrekt aufgestellt waren, aber vergessen wurden. Drittens: Tonnen, die in Hinterhöfen oder zu weit von der Straße entfernt stehen seien nicht geleert worden.
Probleme aus den ersten beiden Kategorien verbucht die Stadt unter Anfangsschwierigkeiten, die man teilweise hätte vermeiden können. Bereits vor der Umstellung habe man dem Unternehmen angeboten, die Fahrer seitens der Stadt auf Touren zu begleiten und sie einzulernen. Das sei leider nur teilweise angenommen worden. Für die dritte Problem-Kategorie muss nun nachverhandelt werden. Insgesamt seien 15-20 Prozent von etwa 50.000 Gebäuden in Karlsruhe davon betroffen.
Müllentsorger will lukrative Einzelvereinbarungen, Stadt fordert Pauschalvereinbarung
Einige Hauseigentümer oder Anwohner haben in letzter Zeit Post vom Entsorger erhalten. Wenn man den Vollservice in Anspruch nehmen wolle und die Mitarbeiter die Tonne aus dem Hinterhof holen müssten, würden pro Abholung zusätzliche hohe Gebühren fällig.
In der kommenden Woche soll es in den Gesprächen unter anderem darum gehen, ob man als Stadt nicht eine Pauschalvereinbarung mit dem Unternehmen treffen kann. Diese Kosten würden, laut Aussage des Oberbürgermeisters, nicht auf die Bürger umgelegt, sondern bliebe an der Stadtkasse hängen. Aber das wäre keine "relevante Kostengröße".
An dem Vollservice wolle man weiter festhalten. Das hatte auch der Gemeinderat zuletzt bekräftigt. Nichtsdestotrotz müsse über die Zusatzbelastung der Abholer, egal ob Wertstofftonne oder anderer Müll, nochmal gesondert gesprochen werden, so Mentrup.
Einmalige Abholung durch die Stadt im Februar
Die Stadt Karlsruhe hat für Februar noch eine einmalige Sonderleerung der Wertstofftonnen angekündigt. Grund dafür sind zahlreiche Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern. Die Sonderleerung der Wertstofftonnen wird vom "Team Sauberes Karlsruhe" durchgeführt. Man wolle die Karlsruher Bevölkerung unterstützen und die kritische Situation bei der Wertstoffsammlung entschärfen, teilte die Stadt mit. Eine Dauerlösung könne das aber nicht sein.
Kurzfristiger Tipp: Wertstoff in Restmülltonne
Grundsätzlich gilt für alle Bürgerinnen und Bürger in Karlsruhe: Es ist Geduld gefragt, denn von heute auf morgen ist keine Lösung zu erwarten. Sollten die Tonnen wieder überquellen, könne man den Müll entweder kurzfristig auf dem Wertstoffhof entsorgen oder große Plastikteile auch mal in die Reststofftonne packen, so der Oberbürgermeister. Das sei zwar nicht im Sinne des Verpackungsgesetzes, aber schaffe Abhilfe für ein akutes Problem. Auch wenn das keine langfristige Lösung sein kann.