Ein Luchs steht auf einem Weg.

Nur sechs Luchse in BW

Luchs auf A8 bei Remchingen überfahren

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Katharina Raquet
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Ein Luchs ist Anfang Januar auf der A8 bei Remchingen überfahren worden. Das teilte das Landratsamt Enzkreis mit. In Baden-Württemberg leben nur sechs der seltenen Tiere.

Der männliche Luchs sei in den ersten Januartagen am Abend auf der Autobahn A8 auf Remchinger Gemarkung überfahren worden. Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg hat den Luchs anhand der individuellen Fellzeichnung - ähnlich wie beim menschlichen Fingerabdruck - identifiziert.

Toter Luchs kam aus der Schweiz

Es handelt sich um den Luchs B962, der 2022 im Schweizer Jura geboren wurde. In Baden-Württemberg wurde er erstmals im Oktober letzten Jahres bei Häusern im Landkreis Waldshut nachgewiesen und im November und Dezember erfasste ihn eine Fotofalle in Baden-Baden.

Luchs hat schon einmal A8 überquert

Männliche Luchse legen große Strecken auf ihren Wanderungen zurück. Luchs B962 habe auf seinem Weg nach Norden schon einmal die A8 überquert, berichtete der Wildtierbeauftragte des Enzkreises, Bernhard Brenneis, im SWR-Interview. Auf dem Rückweg sei er nun von zwei Fahrzeugen erfasst und getötet worden. Bernhard Brenneis wurde nach dem Unfall vergangene Woche von der Polizei informiert, holte den toten Luchs ab und sorgte dafür, dass er in die FVA nach Freiburg kam, wo er untersucht wurde.

Wie er da lag, hat er eine Wildheit ausgestrahlt und eine Würde - unvergleichbar.

Die Trauer bei den Kolleginnen und Kollegen der FVA, bei ihm und allen am Auswilderungsprogramm für Luchse beteiligten Kolleginnen und Kollegen sei groß gewesen, sagt Brenneis und weist darauf hin, dass tausende Wildtiere jedes Jahr in Deutschland überfahren werden: 250.000 Rehe und 100 Wölfe zum Beispiel.

"Verlust für die Artenvielfalt"

Der Landesgeschäftsführer des BUND, Martin Bachhofer, bezeichnete den getöteten Luchs als "weiteren traurigen Tiefpunkt in der langen Reihe von Wildtierunfällen" und als "herben Verlust für die Artenvielfalt im Land." Er kritisierte die fortschreitende Zerschneidung der Lebensräume von Wildtieren durch Straßen. Erst Ende 2023 war im Hochschwarzwald ein Wolfswelpe Opfer des Verkehrs geworden.

Mehr als 30.000 Wildtierunfälle hat die FVA für die Jahre 2021 und 2022 erfasst. Bachhofer forderte daher mehr Querungshilfen, wie zum Beispiel Wildtierbrücken über Straßen und Schienen, damit andere Wildtiere nicht dasselbe Schicksal ereile.

Baden-Württemberg hat Auswilderungsprogramm für Luchse

Baden-Württemberg versucht, die größte wild lebende Katzenart wieder anzusiedeln. Derzeit gibt es sechs Luchse im Südwesten. Erst vor wenigen Wochen wurde das Luchsweibchen Finja im Nordschwarzwald ausgewildert. In den kommenden fünf Jahren sollen laut Brenneis bis zu zehn weitere Weibchen folgen, die für Nachwuchs sorgen sollen.

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Vor mehr als 200 Jahren waren Luchse in Europa weit verbreitet. Aber als Räuber von Nutztieren wurde er gezielt verfolgt. Zudem hat der Verlust versteckreicher Lebensräume dazu beigetragen, dass er aus unseren Wäldern verschwunden ist. Luchse jagen vor allem in der Dämmerung und nachts, was dem jetzt getöteten Wildtier nun leider zum Verhängnis wurde, so das Landratsamt Enzkreis.

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