Am Handwerksbetrieb von Fensterbau Jourdan aus Althengstett im Kreis Calw hängt ein Schild mit der Aufschrift "Symphatisanten und Wähler der Grünen möchten wir in unserer Werkstatt nicht bedienen". (Foto: SWR)

Aktion sorgte bundesweit für Schlagzeilen

Frustaktion gegen die Grünen: Handwerker aus dem Kreis Calw spricht mit Politikern

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Peter Lauber
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Matthias Stauss
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Aus Frust über die Politik der Grünen hat ein Fensterbauer aus Althengstett Anhänger der Grünen aus seiner Werkstatt ausgeschlossen. Bei einem Treffen mit Politikern hat er sich erklärt.

Es hatte bundesweit Wellen geschlagen - das Schild, das Fensterbauer Markus Jourdan aus Althengstett (Kreis Calw) an die Tür seines Betriebs gehängt hat: "Sympathisanten und Wähler der Grünen möchten wir in unserer Werkstatt nicht bedienen" steht dort immer noch geschrieben.

Handwerker aus dem Kreis Calw beschuldigt die Grünen

Bei einem Treffen mit Politikern am Mittwoch sollte es zur Aussprache kommen. Vonseiten der Grünen waren unter anderem der Böblinger Bundestagsabgeordnete Tobias Bacherle, der Leonberger Landtagsabgeordnete Peter Seimer und Kreisrat Johannes Schwarz vertreten. Zudem hatte Jourdan rund 70 Handwerker und Gewerbetreibende aus der Umgebung zu der Diskussion eingeladen.

Die Grünen seien Schuld am Untergang des Mittelstandes, so hatte Handwerksmeister Jourdan seine provokante Aktion begründet. Explodierte Energiekosten und Spritpreise, CO2-Steuer, Heizungsgesetz, neue Bauvorschriften - für all das seien die Grünen maßgeblich verantwortlich. Sie würden damit die Existenz von Betrieben gefährden. Aus ganz Deutschland habe er zustimmende Mails erhalten, meinte der 59-Jährige. Auch an diesem Abend in seiner mit Stühlen vollgestellten Werkstatt fanden seine Thesen reichlich Zustimmung.

Die Energiekosten bringen uns um.

Das Treffen begann mit einer kurzen emotionalen Diskussion über Sinn und Unsinn des Anti-Grünen-Plakats, das die anwesenden Vetreter der Partei als "unakzeptabel" bezeichneten, weil es sich nicht gegen Politiker, sondern gegen ihre Wähler richte.

Volles Haus bei der Diskussion über grüne Politik in Althengstett (Foto: SWR, Peter Lauber)
Volles Haus bei der Diskussion über grüne Politik in Althengstett

Generalabrechnung mit grüner Politik

Was folgte, war eine Generalabrechnung mit allen "grünen Themen", vom Heizungsgesetz über Windkraft bis zu Atomstrom und dem Stopp der russischen Gaslieferungen. Die Politik der Grünen, wozu einige der Besucher auch die Lkw-Maut und die CO2-Steuer zählten, machten nicht nur Energie immer teurer, sondern infolgedessen auch alles andere. Der Mittelstand werde dabei an die Wand gefahren, so der Tenor der Diskussion.

Die Grünen machen inzwischen nur noch Politik für die Großindustrie und gegen die Kleinen.

Schwerer Stand für Grüne in Althengstetter Werkstatt

Angesichts der durch und durch anti-grünen Stimmung in der Althengstetter Fensterbau-Werkstatt hatten die fünf Vertreter der Grünen einen schweren Stand. Sie warben um Verständnis für demokratische Prozesse, bei denen oft unterschiedlichste Interessen berücksichtigt werden müssten. Doch egal, welches Thema angeschnitten wurde, ob Erneuerbare-Energien-Gesetz, Strompreisbremse oder Wärmepumpe, es gab kaum eine Äußerung, die nicht mit höhnischem Gelächter quittiert wurde.

So etwa auch die Anmerkung von Kreisrat Schwarz, Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) habe die Deutschen mit seiner Energiepolitik durch den Winter gebracht. Sachliche Kritik, geboren aus nachvollziehbaren Ängsten, mischte sich in der Diskussion mit purer Polemik. Für Forderungen wie "Deutschland zuerst statt Migranten und Flüchtlinge durchfüttern" gab es viel Applaus.

Politiker von Bund, Land und dem Kreis Calw waren eingeladen

Und der Initiator des Treffens, Markus Jourdan? Er selbst hielt sich während der Veranstaltung weitgehend zurück. Gegenüber dem SWR meinte er lediglich, dass er seine Plakataktion nicht bereue. Wenn er nichts gemacht hätte, wäre doch überhaupt nichts passiert, sagte er weiter. So habe er wenigstens eine längst überfällige Diskussion in Gang gebracht. Das Plakat wolle er dennoch wieder abhängen, und zwar "irgendwann nach der Veranstaltung".

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