Was erleben Geflüchtete bei ihrer Ankunft in Deutschland: Das will die Flüchtlingshilfe Karlsruhe Menschen ohne Fluchterfahrung näher bringen - mit einem Escape Room. Was nach Spielspaß klingt, hat einen ernsten Hintergrund.
SWR-Reporterin Fabiola Germer war bei dem Besuch der Schüler in dem Escape Room dabei:
Drei Räume und ein Ziel: eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis
"Willkommen in der Republik Fremdistan!" Oder vielleicht auch nicht? Wer diesen Escape Room betritt, landet in einem imaginären Staat. In drei Räumen müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Rätsel lösen, um in den nächsten Raum zu gelangen. Das Ziel: Eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in der imaginären Republik "Fremdistan".
Dabei werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer wieder mit unterschiedlichen Hürden konfrontiert. Die sollen an die Herausforderungen erinnern, die Geflüchtete bei ihrer Ankunft in einem neuen Land erleben: wie einen Asylantrag in einer fremden Sprache auszufüllen oder einen Stadtplan mit unbekannten Symbolen zu lesen.
Escape Room und Flucht - eine Idee aus Bonn
Laut Christa von Rüden von der Flüchtlingshilfe Karlsruhe geht es darum, das Gefühl der Überforderung und der Orientierungslosigkeit zu vermitteln. Eben das, was viele Geflüchtete erleben, wenn sie in ein fremdes Land kommen. "Wie komme ich von A nach B? Wie funktioniert das? Was wollen die überhaupt von mir? Sich da reinzufühlen, ist eine Möglichkeit, ein bisschen die eigene Empathie zu entwickeln", erklärt sie.
Wichtig sei auch, wie die Gruppen in dem Escape Room zusammenarbeiten. "Alleine ist man verloren", sagt Christa von Rüden. Ursprünglich ist das Projekt eine Leihgabe von der Flüchtlingshilfe in Bonn. Dort wurde es gemeinsam mit Geflüchteten entwickelt. Die nächsten Stationen sind in Hessen, Thüringen und Sachsen.
Flüchtlingshilfe Karlsruhe: Im Escape Room sind alle willkommen
Ein Wunsch von Christa von Rüden war es, mit dem Projekt auch Institutionen zu erreichen, die täglich mit Geflüchteten arbeiten: zum Beispiel die Arbeitsagentur, die Stadtverwaltung oder die Ausländerbehörde. "Die haben wir jedoch weniger erreicht", sagt sie. Wen sie jedoch erreicht hätten seien besonders Schulklassen, Gruppen des Bundesfreiwilligendienstes oder Pädagogen. Auch Studierende und Rentner seien schon vorbeigekommen.
Escape Room als Teil des Unterrichts in Schulen
Unter den Besucherinnen und Besuchern waren auch sechs Schülerinnen und Schüler der Drais Gemeinschaftsschule aus Karlsruhe. Sie haben den Escape Room im Rahmen ihres Politik Leistungskurses besucht. Am Ende diskutierten die Schüler über das, was sie erlebt haben und waren dabei nicht immer einer Meinung.
"Meine Erwartungen wurden nicht erfüllt", sagt der 18-jährige Paul. "Ich habe gedacht, dass es näher an den Menschen ist." Sein Klassenkamerad Peter entgegnet ihm daraufhin, dass es nicht darum gehe, dieselben Hürden zu haben wie ein Geflüchteter im echten Leben. "Sondern es geht darum, dass wir in Situationen kommen, in denen wir uns fremd fühlen. Das ist das Zentrale daran." Am Ende haben es die Schüler geschafft und bekommen ihre unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis in "Fremdistan".