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Dauerhaftes Problem an Schulen

Karlsruher Studie: Bundesweit mehr als 1,8 Millionen Schüler von Cybermobbing betroffen

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Laura Bisch
Laura Bisch, Reporterin und Redakteurin im SWR Studio Karlsruhe (Foto: SWR, SWR)
Christina Kist
Mathias Zurawski
Mathias Zurawski (Foto: SWR)

Cybermobbing ist unter Jugendlichen weit verbreitet: Mehr als 1,8 Millionen sind laut einer Studie aus Karlsruhe davon betroffen. Lösungsansätze präsentierten die Studienmacher gleich mehrere.

Mehr als 1,8 Millionen Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Cybermobbing betroffen. Diese Zahlen gehen aus der in Berlin vorgestellten Studie "Cyberlife IV - Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern" des Karlsruher Bündnisses gegen Cybermobbing hervor.

Cybermobbing dauerhaftes Problem

Cybermobbing hat sich laut dem Bündnis zu einem dauerhaften Problem an Schulen und im privaten Umfeld von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Vor fünf Jahren war die Zahl der Betroffenen mit 12,7 Prozent demnach noch deutlich niedriger.

Corona hat Situation verschärft

Außerdem gaben sieben von zehn Befragten bei der Befragung an, dass die Probleme durch die Corona-Pandemie zugenommen hätten. Ähnlich sehen es die Eltern sowie die Lehrerinnen und Lehrer mit jeweils 46 Prozent.

Diese Entwicklung bestätigt auch Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK). Er erklärte, durch Homeschooling und Kontaktbeschränkungen in der Pandemie hätten Kinder und Jugendliche noch mehr Zeit im Netz verbracht. "Somit werden auch Konflikte häufiger über das Internet ausgetragen."

Von Kopfschmerzen bis Suizidgedanken

Die psychischen Folgen bis hin zu schweren Depressionen würden dabei unterschätzt. Dabei schlagen sich diese auch in Form von körperlichen Beschwerden nieder. Laut Baas können das etwa Kopf- oder Magenschmerzen sein - aber auch Angst- und Schlafstörungen sowie Niedergeschlagenheit oder Depressionen.

Jeder oder jede sechste Minderjährige (15 Prozent) habe aus Verzweiflung außerdem schon mal zu Alkohol, Tabletten oder Drogen gegriffen. Fast jeder oder jede vierte Betroffene äußere zudem Suizidgedanken (24 Prozent).

Uwe Leest, der Vorstandsvorsitzende des Bündnisses gegen Cybermobbing aus Karlsruhe, betonte, diese Haltung der Gesellschaft verursache außerdem hohe Kosten, die durch die Behandlung der Folgen durch Cybermobbing entstehen.

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Täterinnen und Täter werden oft nicht bestraft

Um Cybermobbing entgegenzutreten, forderte das Bündnis aus Karlsruhe, Präventionsarbeit gegen diese Form der Gewalt zu verstärken. Kinder müssten den "sozialen Umgang im Internet" lernen, hieß es.

Wünschenswert wären außerdem flächendeckende Mobbingberatungsstellen sowie anonyme Hotlines, an die sich Hilfesuchende wenden können.

Leest erklärte, es sei wichtig, ein Gesetz durchzubringen, mit dem Cybermobbing als strafbare Handlung verfolgt werden kann. So ein Gesetz gebe es in Deutschland aktuell nicht. Es sei aber besonders deshalb wichtig, um ein Zeichen an Täterinnen und Täter zu senden, die aktuell praktisch mit keinen Konsequenzen rechnen müssten.

Bündnis fordert Klarnamenpflicht

Um der Anonymität vorzubeugen, die das Internet bietet, fordert Leest eine Klarnamenpflicht - also eine Pflicht, wonach man sich in sozialen Netzwerken nicht mit erfundenen Namen anmelden kann. Laut Leest ist die Anonymität ein Treiber für Cybermobbing.

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