Es sind kraftvolle, fast atemberaubende Drehungen und Sprünge, wilde, exzessive Bewegungen, mit denen die 15 Tänzerinnen und Tänzer die Bühne des Stadttheaters beinahe zum Erbeben bringen – begleitet von klassischer und zeitgenössischer Ballettmusik der Badischen Philharmonie. Es sind intensive und emotionale Bilder die Choreograf Damian Gmür entwickelt hat, mit denen er das Leben der Tanzlegende Rudolf Nurejew beleuchten möchte.

Ein Leben, dem es an dramatischen Momenten nicht mangelt: eine Kindheit in bitterer Armut, die Flucht 1961 aus der kommunistischen Sowjetunion, eine Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär, unglückliche Liebesgeschichten – und ein tragisches Ende. Nurejew starb 1993 an Aids.
"Nurejews Leben ist ein Roman, man könnte zehn Geschichten über ihn erzählen."
Ein Leben reich an dramatischen Momenten
Das Tanzstück "Nurejew" beleuchtet das bewegte Leben eines Ausnahmekünstlers, der das Ballett des 20. Jahrhunderts geprägt hat wie kein Zweiter. Erzählt wird sein kometenhafter Aufstieg mithilfe von Allegorien. So steht der Faun für seine unbändige Kreativität, der Schwan für die Liebe zum Tanz, zum Publikum und für Nurejews Beziehungen, die fast alle gescheitert sind. Die Eisenbahn steht für sein unstetes leben – der Künstler erblickte gar auf einer Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn das Licht der Welt.
Der erste männliche Ballettstar
In der Titelrolle ist Charles Antoni zu sehen. Für den Franzosen ist es Ehre und Herausforderung zugleich, in die Fußstapfen seines großen Vorbilds zu treten. Nurejew habe sich über alle Konventionen und Regeln hinweggesetzt und die Grenzen des Tanzes weit nach hinten verschoben, meint Antoni.
"Für mich war es ein spannender Prozess, herauszufinden, wie ich diese kraftvolle Gestalt verkörpern kann."
Nach seiner Flucht aus der damaligen Sowjetunion startete Rudolf Nurejew von Paris aus eine einzigartige Weltkarriere. Er gilt als der erste männliche Ballettstar, sagt Damian Gmür, und habe als solcher das Ballett des 20. Jahrhundert geradezu revolutioniert.
"Nurejew war auf der Bühne ein Tier. Als die Leute zum ersten Mal diese Energie und Wildheit sahen, waren sie sprachlos, dass so ein Wesen existieren kann."

Trotz Aids-Erkrankung weitergetanzt
Nurejew wurde zu seiner Zeit verehrt und gefeiert wie sonst nur Rockstars, weiß Ballettdirektor Guido Markowetz. Er habe eine Aura gehabt, die das Publikum vom ersten bis zum letzten Moment fasziniert habe. Weltweit gab er bis zu 200 Vorstellungen im Jahr – und das drei Jahrzehnte lang. Auch als er längst an Aids erkrankt war, tanzte er trotz starker Schmerzen weiter. Vor der Krankheit zu kapitulieren sei für ihn nie infrage gekommen, sagt Markowetz. 1993 starb Rudolf Nurejew im Alter von 54 Jahren.
Das Tanzstück "Nurejew" wird an diesem Freitag am Pforzheimer Stadttheater uraufgeführt. Es gibt auch noch weitere Termine.