Illegales Autorennen (Symbolbild) (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Bis zu zwei Jahre Haft

Mehr illegale Autorennen in BW

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Härteren Strafen, Gerichtsurteilen und Unfällen zum Trotz nimmt die Zahl illegaler Rennen auf den Straßen in BW zu. Auf der A81 gab es sogar mehr Rennen als auf jeder anderen Bundesautobahn.

In Baden-Württemberg gibt es immer mehr illegale Autorennen. Nach Angaben des Landesinnenministeriums in Stuttgart registrierte die Polizei im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres insgesamt 207 illegale Autorennen. Damit ist die Zahl der verbotenen Duelle um die höhere Geschwindigkeit um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.

Innenministerium: Konsequentere Verfolgung illegaler Autorennen in BW

Dass mehr illegale Autorennen auf den baden-württembergischen Straßen erfasst wurden, hängt aus Sicht des Landesinnenministeriums damit zusammen, dass Rasende inzwischen stärker juristisch verfolgt werden. Illegale Autorennen gelten seit 2017 als Straftat. 2022 hat das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die Vorschrift geprüft und für rechtens befunden.

Immer wieder sorgen Prozesse um illegale Autorennen für Aufsehen. In Heilbronn muss sich ein 21-Jähriger vor Gericht verantworten, der mit seiner Raserei im Februar einen Mann tödlich verletzt haben soll:

Wer an einem Autorennen teilnimmt und erwischt wird, dem drohen bis zu zwei Jahre Haft. Die Vorschrift gelte auch für Fälle, in denen nur ein einziges Auto beteiligt sei und in denen grob gegen die Regeln verstoßen und rücksichtslos gefahren werde, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Wer vor der Polizei flüchtet und dabei aufs Gaspedal tritt, der wird demnach inzwischen konsequent wegen eines sogenannten Einzelrennens angezeigt.

Neben den Fluchten vor der Polizei und solchen "Rennen gegen sich selbst", also Einzelrennen, sind laut den Behörden spontane Rennen besonders häufig. Die illegalen Wettbewerbe werden dabei während der Fahrt spontan gestartet. Das Amtsgericht in Maulbronn (Enzkreis) hat einen Mann in diesem Jahr wegen eines solchen Rennens verurteilt. Bei den Rennen werden Unbeteiligte gefährdet, in Öhringen (Hohenlohekreis) hatte ein Raser ein vierjähriges Kind im Auto.

A81 besonders beliebt für illegale Autorennen

Am Steuer der Autos sitzen bei illegalen Rennen nach Angaben des Ministeriums vor allem deutsche Männer im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Besonders beliebt sind demnach die A81 und die A8. Immer wieder bremsen Autofahrerinnen und Autofahrer dort den Verkehr aus, um sich Platz zu verschaffen und die freie Strecke für ein Rennen zu nutzen.

Verkehrsminister Hermann bei Kampagne gegen illegale Autorennen (Foto: dpa Bildfunk, Steffen Schmidt)
Auf der A81 warnt eine Kampagne von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) vor illegalen Autorennen.

Auf der A81 registrierte die Polizei bislang sogar mehr Rennen als auf jeder anderen Bundesautobahn. Mit einem Tempolimit wird dort versucht, die Raser auf dem besonders betroffenen Abschnitt zwischen Engen (Kreis Konstanz) und Geisingen (Kreis Tuttlingen) auszubremsen.

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Die meist hochpreisigen und häufig getunten Sport- und Luxuskarossen haben oft Schweizer Kennzeichen, etwa bei einem Rennen im Mai bei Rottweil. Die Fahrerinnen und Fahrer weichen wegen der hohen Strafen für zu schnelles Fahren und Autorennen in der Schweiz zum Rasen nach Baden-Württemberg aus. Aber es muss sich nicht immer um Sportwagen handeln.

Die Polizei versucht auch weiterhin mit einem Bündel von Kontrollen, Videoüberwachung und Strafen gegen die Raserinnen und Raser vorzugehen. Außerdem werden die oft hochtourigen Sportwagen beschlagnahmt. "Das trifft die Beschuldigten oft am meisten und schreckt ab", sagte ein Ministeriumssprecher. Hinzu kam bei einem 20-Jährigen in Neckarsulm (Kreis Heilbronn) auch der Führerschein.

Illegale Autorennen melden: Was tun?

Unbeteiligten rät die Polizei, besonnen und aufmerksam zu reagieren und sich vor allem nicht provozieren zu lassen, wenn sie Anzeichen für ein Autorennen entdecken. Dies kann beispielsweise eine Art "Fahrzeugpulk" sein, der sich hinter den beiden Duellierenden bildet. Der Pulk warnt demnach oft zunächst durch die Warnblinker, dann reduziert er das Tempo teils fast bis zum Stillstand und blockiert dadurch den Verkehr. "Vor den Fahrzeugen, die den rückwärtigen Verkehr ausbremsen, sind zwei bis drei Fahrzeuge erkennbar, die sich positionieren", erklärt die Polizei weiter. Wenn die Bahn dann frei sei, erfolge das Rennen.

"Halten Sie unbedingt ausreichend Abstand zu allen Beteiligten, seien Sie jederzeit bremsbereit." Wichtig für die Polizei ist nach solch einem beobachteten Rennen neben dem Datum und der Uhrzeit auch das Nummernschild, idealerweise auch Fahrzeugtypen und Farben der Autos. "Machen Sie sich eine Gedächtnisnotiz über den Gesamtablauf", heißt es.

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