Der Kinder- und Jugendhospizdienst der Malteser in Heilbronn besteht seit 15 Jahren. "Ein Grund zum Feiern" sei das Jubiläum, sagt Leiterin Heidi Plöger, die betont, dass der Dienst vor allem eine Lebensbegleitung sei. Es gehe um weit mehr als nur um Sterben und Tod. 32 Ehrenamtliche begleiten aktuell die Familien. Oft stehe dabei das erkrankte Kind im Fokus, doch viel öfter auch die Geschwister, so wie bei Familie Akkoç aus Ilsfeld (Kreis Heilbronn).
"Der Tod gehört zum Leben dazu und Nayla gehört zu uns"
Fünf Kinder haben Meryem Akkoç und ihr Mann Thomas: 15, 9, 8 und 2 Jahre alt - und Nayla, sie ist fast 5 Jahre alt. In der 28. Schwangerschaftswoche bestätigte sich damals die Vermutung der Frauenärztin: Nayla hat Trisomie 18. Sie bereitet die Familie darauf vor, dass das Kind bereits kurz nach der Geburt sterben wird. Doch Nayla lebt.
Auch Papa Thomas nahm das Schicksal an. Seitdem versucht die Familie, trotz aller Sorgen und Arbeit das Leben zu genießen. "Das Leben ist, wie es ist und der Tod gehört zum Leben und Nayla gehört zu uns", sagt er und betont, wie wertvoll die Unterstützung des Hospizdienstes sei. Die Kinder würden tagtäglich die Klinikatmosphäre im eigenen Wohnzimmer erleben, da sei es toll, dass es die Ehrenamtlichen gebe. "Wenigstens einen Tag in der Woche können sie wieder Kind sein", freut er sich.
Begleiter Georg: "Ich verwöhne die Kinder gern"
Einen wichtigen Anteil daran hat Georg Simonis. Der 60-jährige Autodesigner hat es sich vor 14 Jahren zur Aufgabe gemacht, den Kindern wieder Spaß zu vermitteln. "Ganz oft geht es einfach nur lustig zu, wenn wir uns treffen", sagt er. Er begleitet Naylas neunjährigen Bruder Adnan. Dann steht zusammen spielen, lesen, Ausflüge machen und ablenken auf dem Programm.
Kinderhospizdienst - mehr als nur Babysitten
Familie Akkoç meistert ihr Schicksal. "Das ist eine absolute Vorzeigefamilie", meint die Leiterin des Hospizdienstes, Heidi Plöger. Das Leben der Familie Akkoç sei zwar eine einzige große Krise, dennoch spüre man eine Art Leichtigkeit, die auch den anderen Kindern helfe, mit der schwierigen Situation zurechtzukommen.
Anderen Familien und anderen Geschwisterkindern gehe es meist nicht so gut. "Wenn sie Kinder mit Krämpfen oder in der größten Not miterleben, dann ist es für die Kinder schon auch schwierig", so Plöger.
Heidi Plöger betont aber, dass es sich bei der Begleitung der Kinder nicht um Babysitten während einer schwierigen Phase handelt. Es sei viel mehr als das: "Wir sind Lebensbegleiter, manchmal viele Jahre", erklärt sie, "nicht nur im Moment des Sterbens, sondern wir bleiben auch lange nachher an der Seite".