Ludendorffer (Foto: Timo Büchner)

Broschüre "Nur nette Nachbarn?" in Kirchberg an der Jagst verteilt

Rechtsextremismusexperte: "Der Bund für Gotterkenntnis ist Teil der extremen Rechten"

Stand

Ein altes Bauernhaus in Kirchberg-Herboldshausen (Kreis Schwäbisch Hall) soll Treffpunkt von Rechten sein. Betreiber ist der sogenannte Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff).

Der Rechtsextremismus-Experte Timo Büchner hat intensiv recherchiert und eine Aufklärungsbroschüre zum Bund für Gotterkenntnis (Ludendorff) herausgegeben. Diese wurde mit dem Amtsblatt von Kirchberg an der Jagst an die Bürgerinnen und Bürger verteilt.

Aufklärungsbroschüre zum Bund für Gotterkenntnis (Foto: SWR)
In der Aufklärungsbroschüre gibt es viele Hintergrundinformationen.

Der Bund für Gotterkenntnis sei Teil des „Ludendorff-Netzwerkes“, welches bundesweit organisiert sei, so Büchner. Die Vereinigung fuße auf der Ideologie der deutschen Gotterkenntnis von Mathilde Ludendorff. Die Frau sei eine zentrale Figur der völkischen Bewegung in der Weimarer Republik gewesen.

„Der Bund für Gotterkenntnis ist ein antisemitischer und völkischer Verein“

Für ihn stehe fest, dass der Bund für Gotterkenntnis Teil der extremen Rechten in Deutschland sei. Die Vereinigung habe verschiedene Immobilien, Verlage , Vereine und auch Firmen. Diese seien recht gut vernetzt in allen Spektren der extremen Rechten. Das habe man nicht zuletzt auch in Kirchberg-Herboldshausen immer wieder beobachten können, so Büchner.

Jugendheim Hohenlohe in Herboldshausen (Foto: Timo Büchner)
Das alte Bauernhaus in Kirchberg-Herboldshausen.

Aktivitäten im Verborgenen

Das Ziel der Gruppierung sei nach innen zu wirken, die völkischen Sippen miteinander zu vernetzen und die Ideologie von Mathilde Ludendorff, die zutiefst antisemitisch sei, zu verbreiten. Deshalb versuche der Bund auch im Verborgenen zu agieren, die Öffentlichkeit zu meiden.

In den vergangenen Jahren seien jedoch mehrere Veranstaltungen auch öffentlich geworden. Die Recherchen von Timo Büchner haben ergeben, dass Menschen aus der Region aktiv beteiligt sind. Zum Beispiel wohne die Bundesvorsitzende des Bundes für Gotterkenntnis im Hohenlohekreis. Weitere Akteurinnen und Akteure seien in der Großregion, etwa auch im Landkreis Heilbronn aktiv. 

Der Bund für Gotterkenntnis richte eigene Veranstaltungen aus. Das seien sog. Familienfeste beziehungsweise Sippentreffen. Es gebe aber auch Ludendorff-Kulturtagungen, zudem Brauchtumsfeiern etwa zur Sonnwende. Das Haus in Kirchberg-Herboldshausen werde aber auch anderen Organisationen der extremen Rechten für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt.

"2021 fand ein hochrangiges Neonazi-Treffen statt mit dem "Who is Who" der deutschen Neonazi-Szene."

Solche Veranstaltungen machten deutlich, wie "rechtsoffen" die Organisation sei. Außerdem gebe es Verbindungen zu "Hohenlohe wacht auf", einem regionalen Pegida-Ableger, der sich beispielsweise auch gegen die Corona-Impfungen gewandt habe.

"Hohenlohe wacht auf" sei 2015 entstanden und habe gegen geflüchtete Menschen und die Asylpolitik demonstriert, so Büchner. Eine Führungsfigur des Protests sei auch im Bund für Gotterkenntnis aktiv. Das sei sehr spannend, so der Rechtsextremismusexperte, denn normalerweise versuche sich der Bund für Gotterkenntnis sehr zurückzuhalten. "Man war aber so überzeugt, dass man jetzt handeln muss, das ist zumindest meine Interpretation, weshalb die Person die Öffentlichkeit gesucht hat."

Broschüre „Nur Nette Nachbarn?“

Weil der Bund recht harmlos auftrete und sich zurückhalte, werde die Gruppierung häufig unterschätzt. Auch anhand der anderen Veranstaltungen werde deutlich, wie ideologisch radikal die Gruppierung sei. Deswegen sei gerade Aufklärung so wichtig, so Büchner. Mit der Broschüre sei es ihm darum gegangen, eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.

Veranstaltung "Wehret den Anfängen"

Im Kaffeehaus Hagen in Heilbronn wird am Dienstagabend die Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Wehret den Anfängen" fortgesetzt. Unter anderem soll der sogenannte "Bund für Gotterkenntnis" im hohenlohischen Herboldshausen näher betrachtet werden. Auch die Vorfälle im April in Boxberg-Bobstadt (Main-Tauber-Kreis) um einen Reichsbürger werden eine Rolle spielen. Beginn der Veranstaltung ist 19:30 Uhr.

Stand
AUTOR/IN
SWR