Eine Woche ist der Einsatz in Bobstadt (Main-Tauber-Kreis) her, bei dem im Zuge einer Hausdurchsuchung Schüsse auf Polizisten abgegeben wurden. Ein Beamter ist dabei verletzt worden. Einige Fragen sind geklärt, viele noch offen. Vor allem die nach dem Hauptverdächtigen und mutmaßlichen "Reichsbürger", der die Schüsse auf den verletzten Polizisten abgegeben hat.
Wer ist der Hauptverdächtige?
Fest steht: Der 54-Jährige ist nicht der Besitzer des Grundstücks, sondern wohl ein Mieter. Erst Anfang des Jahres ist er nach gesicherten SWR-Informationen innerhalb des Main-Tauber-Kreises nach Bobstadt gezogen. Er ist wegen Körperverletzung vorbestraft, daraufhin sollte ihm die Waffenbesitzkarte für seine Kurzwaffe entzogen werden - der Auslöser des Einsatzes.

Der Mann soll "Reichsbürger" sein. Ist es also nur die politisch motivierte Tat eines Zugezogenen? Seit mindestens 2009 organisiert der stellvertretende Ortsvorsteher problematische Konzerte. 2016 trat die vom Verfassungsschutz Sachsen-Anhalt als rechtsextrem eingestufte Band "Permafrost" auf.
Organisator von umstrittenem Konzert ist Nachbar des Hauptverdächtigen
Auf seinem öffentlichen Facebook-Profil inszeniert sich der Mann außerdem provokant mit Waffen. Problematisch findet das Silke Ortwein, Heilbronn-Frankens Regionsgeschäftsführerin des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), die schon 2016 mit einem breites Bündnis gegen die Konzerte vorgehen wollte.
"Die Stadt, die wir gebeten hatten, im Bündnis zu sein, hat abgelehnt und uns sogar nicht einmal einen Raum vermietet. Und auch deutlich gemacht, dass sie eine von uns geplante Kundgebung verhindern werden."
Der damalige Bürgermeister von Boxberg ist nicht mehr im Amt, seine Nachfolgerin Heidrun Beck (Parteilos) teilt mit, dass sie die Arbeit des Vorgängers nicht beurteilen möchte. Von rechtsradikalen Vorgängen während ihrer Amtszeit wiederum sei ihr nichts bekannt.
Konzertorganisator: "Fan des Germanentums, aber kein Rechtsextremist"
Telefonisch sagte der Organisator und stellvertretende Ortsvorsteher dem SWR, er sei "Fan des Germanentums", aber kein Rechtsextremist. In die Fotos, auf denen er bei Facebook öffentlich mit Waffen posiert, könne man "natürlich viel hineininterpretieren". Zu dem Hauptverdächtigen habe er keinen Kontakt gehabt.
Beobachter der Szene bezweifeln das: Nach Informationen des SWR soll es über eine der Bands, die auf Einladung des Konzertorganisators in Bobstadt gespielt hat, eine Verbindung geben: "Eishammer", der Konzertmitschnitt von 2020 zeigt auch sie mit einer für die Szene typischen Inszenierung. Der Landesverfassungsschutz stuft einige Bandmitglieder als rechtsextrem ein. Unter den Beweismitteln, die vergangene Woche beim Schützen sichergestellt wurden, sind auch CDs von "Eishammer".
Sohn des Hausbesitzers soll in rechtsextremer Szene unterwegs sein
Über die Band soll es außerdem Kontakte zu einem der weiteren Tatverdächtigen geben. Auf Material, das dem SWR zugespielt wurde, ist er mit Bandmitgliedern zu sehen, außerdem mit Kleidung von als verfassungsfeindlich geltenden Bands. Nach SWR-Informationen ermittelt gegen ihn jetzt der Staatsschutz.
Für Silke Ortwein vom DGB ein eindeutiges Zeichen, dass es in Bobstadt schon länger rechte Strukturen gibt.
"Es gibt Menschen, die rechtes Gedankengut haben, die das auch offenkundig pflegen und es gibt offensichtlich so eine hohe Akzeptanz seitens der Verwaltung oder der Mitbürger, dass diejenigen, die eine andere Haltung vertreten, sich nicht mehr trauen, groß etwas dagegen zu sagen."
Landrat hat keine Hinweise auf erhöhte rechtsextreme Aktivitäten
Die Stadt Boxberg und auch das Landratsamt Main-Tauber sehen keine Anzeichen für solch ein "Klima der Angst" in Bobstadt. Der Landrat lässt schriftlich mitteilen: Die Kriminalstatistik liefere keine Hinweise auf erhöhte rechtsextreme Aktivitäten in seinem Kreis.