Es ist kalt und nass am Freitagmorgen: Viele Pendlerinnen und Pendler am Heilbronner Hauptbahnhof sind mittlerweile von den Bahnstreiks genervt. Seit Donnerstagabend, 22 Uhr, ruft die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wieder zum Streik auf. Vor allem Kunden der Westfrankenbahn warten vergeblich auf ihre Züge: Auf den Strecken Heilbronn-Crailsheim und Heilbronn-Schwäbisch Hall-Hessental wird der Betrieb komplett eingestellt. Der Regionalexpress Heilbronn-Karlsruhe verkehrt nur im Zweistundentakt.
Fahrgäste haben wenig Verständnis für Zugausfälle
Regionalzüge nach Würzburg oder Stuttgart, die von der Go-Ahead oder der SWEG betrieben werden, sollen durchaus fahren, können aber indirekt vom Streik betroffen sein – wenn etwa die Stellwerke nicht besetzt sind. Der Stadtbahnbetrieb der Linien S41 und S42 wird komplett eingestellt – mit einem eingeschränkten Ersatzverkehr im Heilbronner Stadtgebiet. Andere Stadtbahnlinien fahren größtenteils. Dennoch ist mit Einschränkungen zu rechnen und das stellt die Geduld vieler Fahrgäste auf eine harte Probe.
Die GDL erhöht nach dem Scheitern der Tarifgespräche bei der Bahn den Druck. Seit Donnerstagabend, 22 Uhr, sollen auf der Schiene für 24 Stunden weite Teile des Fern- und Regionalverkehrs stillstehen, teilte die GDL vorab mit.
Reisenden wird empfohlen, sich über die Bahn-App über Ausfälle zu informieren. Der Warnstreik soll bis Freitag, 22 Uhr, andauern. Wie die Gewerkschaft mitteilt, seien bis zum 7. Januar keine weiteren Arbeitsniederlegungen zu befürchten.
AOK-Mitarbeiter fordern mehr Lohn, bessere Arbeitsbedingungen und Wertschätzung
Auch bei der gesetzlichen Krankenkasse AOK wurde am Donnerstag gestreikt. Rund 100 AOK-Beschäftigte nahmen am Vormittag vor der Heilbronner Veranstaltungshalle Harmonie an einer ver.di-Kundgebung teil. Die Gewerkschaft hatte die Beschäftigten zu einem 24-Stunden-Streik aufgerufen.
Landesweit fanden mehrere Kundgebungen statt. ver.di fordert 12,5 Prozent mehr Lohn für die AOK-Mitarbeitenden. Das sei bitter nötig, heißt es von Streikenden in Heilbronn: Der aktuelle Lohn "reiche einfach vorne und hinten nicht". Sie beklagen sich zudem über schlechte Arbeitsbedingungen, wie etwa Schimmel in den Kellern. Vor allem aber wollen sie, dass der Arbeitgeber ihre Arbeit wertschätzt.
Das Heilbronner AOK-Kundencenter war am Donnerstag wegen des Streiks geschlossen - so wie auch in anderen Landesteilen. Rund 11.000 Beschäftigte der AOK Baden-Württemberg hatte die Gewerkschaft ver.di am Donnerstag zum Warnstreik aufgerufen. Bundesweit sind es etwa rund 60.000 Beschäftigte und für sie alle wurde zwischen ver.di und dem Arbeitgeber am vergangenen Freitag keine Einigung erzielt.