Ein Rosenkranz in der Hand - das Verfahren gegen einen  Pfarrer in Ellwangen wegen Missbrauchsvorwürfen wurde eingestellt. (Foto: dpa Bildfunk, Matthias Schrader)

Pater wohl schon einmal auffällig

Sexuelle Belästigung: Diözese kritisiert Pallottinerorden in Weingarten

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Ein Pallottinerpater in Weingarten, der wegen sexueller Belästigung einen Strafbefehl erhalten hat, darf weiter keine Weihedienste ausüben. Laut Diözese ist es nicht seine erste Tat.

Der Diözese Rottenburg-Stuttgart zufolge darf der Pallottinerpater in Weingarten (Kreis Ravensburg), der wegen sexueller Belästigung einen Strafbefehl erhalten hat, weiterhin keine Messen lesen oder Kinder taufen. Wegen Hinweisen, er habe eine Frau unangemessen berührt, hatte die Diözese den Geistlichen bereits im März vom Dienst entbunden. Kritik übt die Diözese in diesem Zusammenhang an der Kommunikation des Pallottinerordens. Dieser habe verschwiegen, dass der Pater schon einmal wegen sexueller Belästigung aufgefallen war. Er sei deshalb 2016 von Kanada nach Indien versetzt worden, so ein Diözesansprecher.

Mit dem Wissen, dass der Mann bereits einmal wegen sexueller Belästigung auffällig wurde, hätte man ihn sicher nicht in der Hochschulseelsorge in Weingarten eingesetzt, so die Diözese. Der Pater hat inzwischen zugegeben, eine Studentin unangemessen berührt zu haben. Er entschuldigte sich dafür. Laut dem Strafbefehl der Staatsanwaltschaft Ravensburg soll er nun eine Geldstrafe zahlen. Der Strafbefehl ist noch nicht rechtskräftig. Die Ermittlungen der Diözese laufen noch. Sie und der Pallottinerorden wollen zudem klären, ob der Pater überhaupt in Weingarten bleiben kann.

Pater entschuldigte sich für die übergriffige Berührung

Laut dem Pallottinerorden aus dem bayerischen Friedberg hatte der Pater die Tat eingeräumt und sich dafür entschuldigt, die Frau belästigt zu haben. Die Berührung habe nicht übergriffig sein sollen, hieß es in einer Mitteilung. Dass sie von der betroffenen Frau dennoch belästigend wahrgenommen wurde, bedauere der Pater ausdrücklich.

Die Pallottiner überlegten nun, was der Orden und der Pater tun könnten, damit es bei ihm oder anderen Ordensbrüdern nicht noch einmal zu solch einer Situation komme. Auch die deutsche Niederlassung des Ordens entschuldigte sich in der Mitteilung.

"Wir bedauern den Vorfall ausdrücklich und entschuldigen uns sowohl bei der betroffenen Frau als auch bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Bischof Gebhard Fürst."

Die internen und externen Missbrauchsbeauftragten des Ordens würden allen Betroffenen zur Verfügung stehen, falls dies gewünscht sei, heißt es weiter. Zudem will der Orden mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart klären, wie es mit der Arbeit des Paters in Weingarten weitergeht. Die Diözese selbst hat sich zum aktuellen Stand des Falls noch nicht geäußert.

Pallottinerbrüder seit 2023 in Weingarten

Seit Anfang des Jahres leben mehrere Pallottinerbrüder in Weingarten in einem bis dahin leer gestandenen Pfarrhaus. Die letzten Mönche der ehemaligen Benediktinerabtei hatten das Kloster Weingarten bei der Basilika zuvor im Jahr 2010 verlassen. Viele Jahre war anschließend vergeblich nach einem Nachfolger-Orden gesucht worden. Der Schwerpunkt der Pallottiner ist laut Diözese Rottenburg-Stuttgart die interkulturelle Zusammenarbeit.

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