Der frühere Bischof Emil Stehle, der im Erzbistum Freiburg als Priester tätig war, hat dabei geholfen, in Deutschland wegen sexuellem Missbrauch strafrechtlich verfolgte Priester vor den Behörden zu verstecken. Das ist das Ergebnis einer von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegebenen Studie.
Stehle war 1951 im Erzbistum Freiburg zum Priester geweiht worden. Anschließend war er als Auslandbischof in Santo Domingo de los Colorados in Ecuador tätig.
Auch Stehle selbst unter Missbrauchsverdacht
Der 2017 gestorbene ehemalige Geschäftsführer des Südamerika-Hilfswerkes der Deutschen Bischofskonferenz wird demnach auch selbst des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Rechtsanwältin Bettina Janssen hat für die Untersuchung Akten und Gesprächsprotokolle ausgewertet, wie die Bischofskonferenz mit Sitz in Bonn am Montag mitteilte.
Die Vorwürfe gegen Stehle sind nicht neu und waren im Zuge einer Missbrauchsstudie im Bistum Hildesheim im September 2021 bekannt geworden. Das Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat mit Sitz in Essen hatte damals mitgeteilt, dass Stehle an der Vertuschung und Identitätsfälschung für einen Priester beteiligt gewesen war, der wiederholt Minderjährige sexuell missbraucht hatte. Laut Untersuchung liegen gegen Stehle insgesamt 16 Meldungen und Hinweise zu sexuellem Missbrauch vor.
Immer wieder Vorfälle bei Stehles Stationen
"Die beschriebenen Taten zogen sich durch seine Zeit als Priester in Bogotá (Kolumbien), als Leiter der Koordinationsstelle und Adveniat-Geschäftsführer in Essen sowie später als Weihbischof von Quito und als Bischof von Santo Domingo in Ecuador", heißt es in der Mitteilung der Bischofskonferenz. Es sei möglich, dass es weitere sexuelle Übergriffe gab.
Suche nach weiteren Betroffenen?
Rechtsanwältin Janssen schlägt nun vor, zusammen mit den Bistümern in Lateinamerika nach weiteren Betroffenen zu suchen, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Geklärt werden müsse auch, ob die Übergriffe den zuständigen Stellen bekannt waren.
Stehle war offenbar auch Helfer
Drei Priester hat Stehle demnach in den 1970er-Jahren unterstützt, in Südamerika untertauchen zu können. "Durch Namenscodierungen, Tarnadressen und Unterhaltshilfen hat Stehle dafür gesorgt, dass sie verdeckt in Lateinamerika bleiben konnten", teilte die Bischofskonferenz weiter mit.
Stehle starb im Jahr 2017
Im Jahr 1972 betraute ihn die Bischofskonferenz mit der Leitung der Koordinierungsstelle für Priester, die befristet für Missionsdienste nach Lateinamerika entsandt wurden. Später wurde Stehle Geschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. Stehle lebte von 1926 bis 2017.
Betroffenenbeirat fordert Aufklärung
Der Betroffenenbeirat im Erzbistum Freiburg fordert, die Vorwürfe um Vertuschung und Missbrauch umfassend aufzuklären. Diese Forderung richtet der Beirat an die beteiligten Bistümer in Deutschland und in Lateinamerika. Es sei damit zu rechnen, dass sich noch weitere Betroffene melden würden.