Erstmals wurden in Singen (Kreis Konstanz) unter anderem auch zwei Stolpersteine für Angehörige der Minderheit der Jenischen gelegt. Mit mehr als 800 Angehörigen zählt die Stadt zu den größten Gemeinschaften in Baden-Württemberg. Die zwei Stolpersteine, die am Donnerstag verlegt wurden, erinnern an die jenischen Brüder Kaspar und Alois Jakob Hartmann.
Kaspar Hartmann, der ältere der Brüder aus der Gemeinschaft der Jenischen, wurde 1941 verhaftet. Er wurde in das Konzentrationslager (KZ) Dachau überstellt und ein Jahr später im KZ Mauthausen im Alter von noch nicht ganz 30 Jahren ermordet. Der fünf Jahre jüngere Bruder, Alois Jakob Hartmann, wurde 1942 verhaftet. Auch er kam ins KZ: zunächst nach Dachau, dann weiter nach Sachsenhausen. Schließlich wurde auch er ermordet - im KZ Majdanek, im deutsch besetzten Polen.
Stolpersteine für Kaspar und Alois Hartmann

Die Brüder Hartmann hatten keinen festen Wohnsitz und wurden beide wegen des Vorwurfs "unerlaubtes Herumziehen" von den Nationalsozialisten festgenommen. Jenische leben seit Jahrhunderten in Deutschland. Ihre Ursprünge haben sie als fahrendes Volk, die genaue Herkunft ist wissenschaftlich jedoch nicht geklärt. Bis heute wird ihre Sprache, Musik und Geschichte meist nur mündlich innerhalb der Familien überliefert.
Acht Schülerinnen und Schüler der Zeppelin-Realschule in Singen haben im Rahmen einer Geschichts-AG die Recherchen für die zehn Stolpersteine gemacht und dabei auch Hintergründe zur jenischen Gemeinschaft recherchiert.

Stolpersteine sollen an Menschen erinnern, die zwischen 1933 und 1945 aufgrund ihres Glaubens, ihrer politischen Ansichten oder Lebensweisen verfolgt, vertrieben, deportiert oder ermordet worden sind. Man sei stolz, dass es nun endlich auch Stolpersteine für Angehörige der Jenischen gebe, heißt es von der Stadt. Bei der Verlegung der Stolpersteine war auch die Großnichte der Hartmann-Brüder, Tamara Hölzl, dabei.