Der Ägyptologe und Kulturwissenschaftler Jan Assmann ist in der Nacht zum Montag gestorben. Das teilte eine Sprecherin der Universität Heidelberg am Dienstag auf Anfrage mit. Die Universität stehe in Kontakt mit der Familie und habe die Nachricht von Assmanns Familie erhalten, sagte die Sprecherin.
Von Heidelberg nach Konstanz
Assmann war Ägyptologe, Kultur- und Religionswissenschaftler. Von 1976 bis 2003, als er emeritiert wurde, war er Professor für Ägyptologie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg. Dort forschte er vor allem zur Religionsgeschichte und zu Todesvorstellungen im alten Ägypten. Danach war er Honorarprofessor an der Universität Konstanz, wo seine Frau Aleida Assmann Professorin für englische Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft war.
Neue Art der Erinnerungskultur
Der Kulturwissenschaftler hat gemeinsam mit seiner Frau Aleida Assmann in Konstanz gelebt. Zusammen haben sie den Begriff und das Konzept des "kulturellen Gedächtnisses" geprägt. Dabei geht es darum, dass ganze Gesellschaften ein kollektives Gedächtnis und eine gemeinsame Erinnerungskultur haben können.
Das Paar wurde 2018 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. "Hoch verdient!" lauteten damals viele Kommentare, als die Preisvergabe bekannt wurde. Ihre Bücher regten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von der Ägyptologie bis zur Holocaust-Forschung an.
Seine größte Leidenschaft war die Musik
Jan Assmann war Vater von fünf erwachsenen Kindern. Wenn er seinen Leidenschaften hätte folgen können, wäre er nicht Ägyptologe geworden, sondern Musikwissenschaftler. Das sagte Assmann mit 61 Jahren.
Geboren 1938 im Harz, aufgewachsen in Lübeck, seien es vor allem die Erinnerungen an die Bombennächte, die seine Faszination für das Thema, wie Erinnerungen funktionieren und eine Gesellschaft prägen, haben entstehen lassen. Jan Assmann erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Ehrendoktorwürden, zuletzt 2022 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern.