Bei Engen (Kreis Konstanz) haben Archäologinnen und Archäologen einen bedeutenden Fund gemacht. Sie haben den Eingang zu einer großen späteiszeitlichen Höhle gefunden.
Dass es die Höhle gibt, steht schon seit den 1970er-Jahren fest. Damals wurde beim Bau einer Abwasserleitung zufällig ein Loch in die Höhlendecke gesprengt, die Höhle jedoch nicht weiter erforscht. Bei geophysikalischen Messungen des Untergrundes im April dieses Jahres, die in Kooperation mit der Universität Heidelberg stattgefunden hatten, fanden die Forscherinnen und Forscher nun heraus, dass die Höhle viel größer ist als bisher angenommen. Rund zwanzig Meter tief und mehrere Meter hoch. Den Forschenden gelang es auch, den offiziellen Eingang der Höhle auszumachen, der bislang unter der Erde lag.
Höhlenfund ist für Archäologen einzigartige Situation
Archäologin Yvonne Tafelmaier vom Landesamt für Denkmalpflege in Baden-Württemberg bezeichnet den Fund als Sensation: "Es ist einzigartig, es ist eine Situation, die man selten hat in dieser Form, dass man nämlich einen bislang kaum erforschten Fundplatz, der auch von vorherigen Forschergenerationen nicht erforscht wurde, vor sich hat." Da die Höhle bislang noch nicht geöffnet und erforscht wurde, erhoffen sich die Forschenden einzigartige Daten über das Leben der Menschen in der Region in der späten Eiszeit.
Teil des Eiszeitparks bei Engen im Kreis Konstanz
Der neue Fund gehört zu einer ganzen Reihe von Höhlen im sogenannten Eiszeitpark bei Engen. Dort gibt es etwa auch die Gnirshöhle und den bekannten Petersfels, ebenfalls eine späteiszeitliche Fundstelle und heute ein beliebtes Wanderziel. Der Petersfels ist ungefähr 13.000 bis 15.000 Jahre alt. Schon bei dessen Entdeckung wurden erstaunliche Funde aus der letzten Eiszeit gemacht. Solche erhoffen sich die Archäologen nun auch von der neuen großen Höhle. "Wir wissen schon, dass Siedlungsreste aus der späten Eiszeit da sind, und wir erhoffen uns noch mehr zu finden, wie Steinwerkzeuge, vielleicht auch Schmuck und Kunstreste," so Tafelmaier.
Archäologe Gerd Albrecht war in den 70er-Jahren dabei, als man die Höhle erstmals entdeckte und kletterte hinein. "Wahnsinn für einen Urgeschichtler, eine völlig unentdeckte Höhle. Wir haben dann vier Meter in die Richtung und vier Meter in die Richtung reingestochert und wir haben dann einfach nur Proben genommen", erinnert er sich.
Dann wurde die Höhle wieder verschlossen, auch weil die Mittel für ein solch großes Projekt fehlten. Wie man heute weiß, war das, was Albrecht gesehen hat, nur ein kleiner Nebenarm der Höhle. Er freut sich, dass sie nun weiter untersucht wird: "Das Potential von dem Ding ist enorm".
2024 soll die Höhle genauer erforscht werden
Noch ist der Eingang in die Höhle durch eine dicke Erdschicht verschlossen. Aktuell wird die Erde, die den Höhleneingang verschließt, untersucht. Im kommenden Jahr wollen die Forscherinnen und Forscher ins Innere der Höhle vordringen.
Bis dahin wird der Höhleneingang wieder zugeschüttet, zu groß die Gefahr, dass Unbefugte eindringen. Wann und ob die Höhle für Besucherinnen und Besucher zugänglich gemacht wird, ist derzeit völlig unklar.