Ein Müllwagen entleert Biomüll auf einer Deponie.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte (Symbolbild))

Vorarlberg und Kreis Ravensburg "tauschen" Biomüll aus

Mülltourismus soll Thema im Ravensburger Kreistag werden

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Der Biomüll aus dem Kreis Ravensburg wird in Vorarlberg verwertet und der aus Vorarlberg künftig im Kreis Ravensburg. Ravensburger Kreistagsfraktionen halten das für unsinnig.

Mehrere Fraktionen im Ravensburger Kreistag wollen sich gegen Mülltourismus einsetzen. Der Biomüll aus dem Kreis Ravensburg wird in Lustenau in Vorarlberg zu Biogas verarbeitet. Diese Woche wurde bekannt, dass der Biomüll aus Vorarlberger Haushalten ab dem Jahr 2024 nach Amtzell im Kreis Ravensburg transportiert und dort verwertet werden soll. Mit gesundem Menschenverstand habe das nicht viel zu tun, sagte Volker Restle, der Fraktionsvorsitzende der CDU im Ravensburger Kreistag, gegenüber dem SWR. Unter anderem seine Fraktion wolle das Thema auf Kreisebene besprechen.

Fraktionen wollen "ökologischere Lösung" finden

Das Problem sei, dass nach dem geltenden Vergaberecht der günstigste Anbieter zum Zug komme, ob das Sinn mache oder nicht, so Restle. Als Resulatat entstehe solch ein Mülltourismus.

Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Rudolf Bindig, schlägt ein Gespräch zwischen den beteiligten Firmen vor. Er will sich deshalb an die Kreisverwaltung wenden. Auch die Grünen im Ravensburger Kreistag wollen in einer Anfrage an die Kreisverwaltung klären, ob es Möglichkeiten gibt, eine ökologischere Lösung zu finden.

Kritik auch vom BUND

Auch der BUND in der Region kritisiert den Mülltourismus. "Das ist das Ergebnis von Ausschreibungen, bei denen ökologische Kriterien keine Rolle spielen, sondern nur der Preis über die Vergabe entscheidet", sagte Ulfried Miller, Geschäftsführer des BUND Regionalverbands Bodensee-Oberschwaben. Man erlebe so etwas auch bei anderen Ausschreibungen immer wieder.

Der BUND fordert daher, dass künftig bei Ausschreibungen und Vergaben auch Regionalität und die Klima-Bilanz berücksichtigt werden. Für den aktuellen Fall schlägt der BUND Regionalverband vor, dass ein Tausch zwischen dem Kreis Ravensburg und Vorarlberg geprüft wird. "Das Vergaberecht und die unterschiedlichen Laufzeiten der Verträge könnten dem allerdings entgegenstehen", so Miller.

Das sagt Amtzells Bürgermeisterin

Amtzells Bürgermeisterin Manuela Oswald hält den Transport des Biomülls zwischen Amtzell und Vorarlberg für sehr unglücklich. Aber das sei das Leid einer EU-weiten Ausschreibung. "Unser Amtzeller Werk für Biogas signalisiert sicher Gesprächsbereitschaft für einen Mengentausch, wenn das Sinn macht." Wichtig sei generell, dass Biomüll zu Biogas verwertet werde, um in das Erdgasnetz eingespeist zu werden. "Je näher der Biomüll verwertet wird, umso besser wäre das natürlich", so Oswald.

Amtzeller Unternehmen gewinnt Ausschreibung in Vorarlberg

In einer Ausschreibung des Vorarlberger Gemeindeverband setzte sich die Amtzeller Werk für Biogas GmbH (AWB) gegen die gegen die bisher zuständige Lustenauer Firma durch. Der Biomüll der Haushalte in Vorarlberg werde also ab 2024 im Amtzeller Werk für Biogas verwertet, teilte Herbert Koschier, Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft im Vorarlberger Gemeindeverband, mit. Das sind pro Jahr rund 18.000 Tonnen.

Amtzell

18.000 Tonnen Abfall Vorarlberger Biomüll wird künftig in Amtzell verwertet

Vorarlbergs Haushaltsbiomüll wird ab 2024 nach Amtzell (Kreis Ravensburg) transportiert und dort verwertet. Ein Amtzeller Verwertungsunternehmen hatte im Bieterwettbewerb das beste Angebot gemacht.

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Generell versuche man immer, Lösungen mit Unternehmen vor Ort zu finden. Im aktuellen Fall sei das durch das Vergaberecht aber nicht möglich gewesen, so Koschier.

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