Ein Räumfahrzeug für den Winterdienst (Foto: Anton Wetzel)

Vor genau 45 Jahren versank der Norden im Schnee

Beim Schneechaos in Norddeutschland war ein Allgäuer im Einsatz

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Wolfgang Wanner
SWR-Redakteur Wolfgang Wanner Autor Bild (Foto: SWR, Alexander Kluge)

Meterhohe Schneewände. Eingeschneite Ortschaften. Beim Schneechaos vor 45 Jahren in Norddeutschland war Anton Wetzel aus Amtzell (Kreis Ravensburg) im Einsatz.

Schnee so weit man sehen kann, Norddeutschland versinkt in den weißen Massen: Das genau hat sich vor 45 Jahren ereignet. Ende 1978 hatte es schon kräftig geschneit. Und im Februar 1979 passierte es noch einmal. Ein Allgäuer eilte zur Hilfe.

Anton Wetzel hilft beim Katastropheneinsatz

Von Schneechaos war die Rede. Die Einsatzkräfte vor Ort waren überlastet. Am 13. Februar 1979 wurde in mehreren Landesteilen der Katastrophenalarm ausgerufen. Aus anderen Teilen der damaligen BRD und auch aus dem Ausland wurde Unterstützung angefordert. Auch Anton Wetzel aus Amtzell im württembergischen Allgäu war mit seinem Räumfahrzeug dabei.

Anton Wetzel am Tisch. (Foto: Wolfgang Wanner)
Anton Wetzel schaut sich immer wieder die Fotos von damals an.

Ein Anruf und schon geht's in den Norden

Wetzel war damals bei einem Straßenbauunternehmen beschäftigt. Da kam der Anruf seines damaligen Chefs. Ob er sich vorstellen könne, mit seinem Lastwagen und dem Schneepflug vorne dran nach Norddeutschland zu fahren. Damit nicht genug. Er solle auch noch einen Tieflader mitnehmen, auf dem eine Schneefräse der Straßenmeisterei transportiert werden sollte.

Lange überlegen musste Anton Wetzel nicht. Ein kurzes Gespräch mit seiner Frau und innerhalb weniger Stunden machte er sich auf den Weg. Zusammen mit zwei Kollegen der Straßenmeisterei in Niederwangen (Kreis Ravensburg).

Und auf einmal war alles weiß

Bis Hannover sei die Landschaft grün gewesen, erinnert sich Wetzel. Dann sei mit einem Mal alles weiß gewesen. "Schnee so weit man sehen konnte. Dann kamen Bergepanzer, die die Autobahnen frei räumten", erzählt der heute 70-Jährige.

Schnee so weit man sehen konnte.

Erste Anlaufstelle war die Autobahnmeisterei Neumünster, wo weitere Einsatzkräfte aus Österreich, der Schweiz oder auch aus Bayern eintrafen.

Landschaften unter einer Schneedecke

"Egal ob Gemeindestraßen, Bundesstraßen, Landstraßen. Es war kein Durchkommen mehr", sagt Wetzel. Dörfer seien von Hubschraubern angeflogen und versorgt worden, bis die Räumdienste durchkamen. Seine Einsätze sahen so aus: Vorne weg immer der Kollege mit der Fräse, dahinter er mit dem Schneepflug. "Das waren Schneeberge. Schnee. Schnee. Meterhoch", so der Amtzeller.

Ein Räumfahrzeug im Einsatz. (Foto: Anton Wetzel)
Die Einsatzfahrzeuge kämpfen sich durch meterhohe Schneeberge in Norddeutschland.

Knackig waren auch die Temperaturen von bis zu minus 18 Grad. Oft seien die Lastwagen in der Früh nicht mehr gut angelaufen.

Ein Schneefräse. (Foto: Anton Wetzel)
Die Schneefräse der Straßenmeisterei im Allgäu beim Einsatz in Norddeutschland im Jahr 1979.

Die Einsatzorganisation funktionierte bestens

Und so räumten sie die Straßen. Tag für Tag. Kilometer für Kilometer. Von morgens bis abends. Im Schnee stecken gebelieben, ist Wetzel glücklicherweise nie. "Und wir sind gut versorgt worden", lobt der Allgäuer heute noch. Mittags wurden die Fahrer zum Essen abgeholt. Die Übernachtungsquartiere waren immer organisiert und vorbereitet.

Wir sind gut versorgt worden.

Hochprozentiges vom Wirt aus Überlingen

In einem Gasthaus bei Bad Segeberg in Schleswig-Holstein stammte der Gastgeber aus Überlingen (Bodenseekreis). Das liegt nicht allzu weit von Wetzels Heimatort. "Dann war ein großes Hallo, er hat gleich einen Schnaps gebracht zum Einstimmen. Es war ein sehr schöner Abend", schmunzelt Anton Wetzel.

Der Einsatz in Norddeutschland war für ihn ein Abenteuer, "aber gefährlich war es nicht", meint Wetzel. Und so erinnert er sich gerne an die insgesamt elf Tage Wintereinsatz. So viel Schnee habe er bis dahin und bis heute nie mehr gesehen. "So viel hatten wir im Allgäu noch nie", lacht Anton Wetzel.

Ein Dankeschön zum Schluss

Zum Dank für seinen Einsatz gab es am Ende eine kleine Postkarte mit ein paar Zeilen vom damaligen Landrat des Landkreises Ostholstein.

Ein Dankkärtchen. (Foto: Anton Wetzel)
Das Dankkärtchen des Landrats Clausen des Kreises Ostholsteins aus dem Jahr 1979.

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