Die Inflation und steigende Kosten für Energie stellen Händlerinnen und Händler im Land vor eine schwierige Aufgabe. Um gewinnbringend zu wirtschaften, empfiehlt der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) Energie zu sparen. Geschäfte sollen ihre Beleuchtungszeiten reduzieren und die Türen ihrer Geschäfte nicht ständig geöffnet lassen, so der HBW.
Supermarktbetreiber Edeka plant keine verkürzten Öffnungszeiten
Einen Schritt weiter geht der Supermarkt Discounter ALDI Nord. Er will nach eigenen Angaben ab November in einem Großteil seiner Läden die Öffnungszeiten verkürzen. Der in Baden-Württemberg verbreitete Discounter ALDI Süd hat sich dazu noch nicht geäußert.
Der Edeka Verbund Südwest aus Offenburg schließt verkürzte Öffnungszeiten für seine Supermärkte erstmal aus. Pressesprecher Christhard Deutscher teilte auf SWR Anfrage mit, dass grundsätzlich keine Anpassungen der Öffnungszeiten geplant seien. Außerdem falle der Großteil des Energieverbrauchs nicht für die Beleuchtung, sondern für die Kühlung der Produkte an.
HBW: Einige Händler haben Öffnungszeiten schon reduziert
In der Diskussion um Öffnungszeiten gehen die Einzelhändler im Land unterschiedliche Wege, so Michael Heinle, Pressesprecher des Handelsverbands Baden-Württemberg. Er bestätigte dem SWR, dass es auch Händler und Händlerinnen im Land gebe, die wegen gestiegener Energiepreise ihre Öffnungszeiten bereits verkürzt haben.
Eine laufende Umfrage unter den HBW-Mitgliedern habe gezeigt, dass schon 20 Prozent der befragten Unternehmen kürzere Öffnungszeiten umgesetzt haben, ein Drittel der Befragten denke noch darüber nach, so Heinle. (Bis 19.10.2022 hatten sich 307 Unternehmen an der anonymen Umfrage beteiligt.)
Eva Schnepf, Geschäftsführerin des Schreibwarengeschäfts Seel in Heilbronn, fürchtet sich vor den steigenden Kosten. Die vom Bund beschlossene Gaspreisdeckelung vom 17.Oktober begrüßt die Geschäftsfrau.
Modegeschäft in Ertingen: Dienstags geschlossen
Markus Wahl, Inhaber des gleichnamigen Modehauses aus Ertingen (Kreis Biberach), ist einer der Einzelhändler, die auf verkürzte Öffnungszeiten setzen: "Auch wegen der Energiekrise". Statt täglich die Öffnungszeiten zu ändern, hat sein Modehaus seit August jeden Dienstag komplett geschlossen.
Neben der Energieersparnis sieht Wahl den zusätzlichen freien Tag als "Refresh Day" für sich und seine Beschäftigten. So habe jeder jetzt eine Fünf-Tage-Woche. Die Entscheidung dienstags komplett zu schließen, hatte zusätzlich auch wirtschaftliche Gründe, so Wahl. An diesem Tag habe er im Laden den "geringsten Umsatz" der Woche.
Kundschaft hat Verständnis für die veränderte Situation
Früher hatte Wahl eine andere Einstellung: "Wer mich kennt, weiß, dass ich immer der war, der gesagt hat, wir müssen als Händler eher länger und öfters aufmachen, anstatt früher zuzumachen.” Von der Kundschaft komme zu dieser neuen Einstellung aber durchweg ein "positives Feedback."
Die Kundschaft habe sich mit dem geschlossen Tag inzwischen gut arrangiert, ein Abwandern in andere Läden sieht Wahl nicht. Eine tägliche Verkürzung der aktuellen Öffnungszeiten komme aber für ihn nicht in Frage, das würde die Kundschaft nur unter Zeitdruck setzen. Ob sein Modehaus irgendwann wieder zum alten Regelbetrieb wechseln werde, schließt der Ertinger für die Zukunft aber nicht grundsätzlich aus.
ALDI Nord: Verkürzte Öffnungszeiten seien "Beitrag zum Energiesparen"
Der Supermarktriese ALDI Nord hatte auf seinem Twitter Kanal am 18. Oktober angekündigt, in 70 Prozent seiner Filialen als "Beitrag zum Energiesparen" ab November die Öffnungszeiten zu verkürzen. Einige Läden würden dann schon um 20 Uhr, statt um 21 oder 22 Uhr schließen.
Für den Vorstoß des Lebensmitteldiscounters gab es unter dem Twitter Beitrag Häme. Ein Nutzer schrieb: "Wenn die einen echten Beitrag bringen wollen würden, würden die alle offenen Kühlregale durch welche mit Türen tauschen.” Zusätzlich wurde über den grundsätzlichen Sinn von langen Öffnungszeiten diskutiert. Ein weitere Twitter User schrieb: "In Bayern schließen alle Supermärkte um 20 Uhr und niemand verhungert.”