Ein Klimaaktivist hat sich mit Kleber auf der Straße festgeklebt.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Oliver Berg)

Debatte um "Letzte Generation"

Flug nach Asien: Klimaaktivisten geben Fehler zu

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Fernreise nach Asien statt Gerichtstermin in Stuttgart: Kritiker werfen zwei Klimaaktivisten Doppelmoral vor. Die beiden Aktivisten geben jetzt zu, Fehler gemacht zu haben.

Eigentlich sollten zwei Klimaaktivisten - ein Mann und eine Frau - wegen einer Straßenblockade in Stuttgart vor Gericht erscheinen. Doch dann stellte sich heraus, dass sie stattdessen nach Asien reisten. Der Langstreckenflug sorgt nun für Kritik und Spott. Die Klimaschutzbewegung "Letzte Generation" verteidigt die Reise und beklagt ihrerseits Doppelmoral.

Klimaschützer geben Fehler zu und suchen nach Alternativen

Die beiden Klimaschützer, die wegen des Flugs nach Asien in der Kritik stehen, haben Fehler zugegeben. "Nachdem uns dieser Flug noch immer beschäftigt und wir auch wieder zurück nach Deutschland kommen müssen, machen wir uns ständig Gedanken, wie es besser geht", schrieben sie in einem Beitrag für die "taz" (online). Dabei sei ihnen ein eklatanter Fehler aufgefallen: Statt von Deutschland aus nach Südostasien zu fliegen, hätten sie Zug, Bus und Flugzeug kombinieren müssen.

"Mit Zug und Bus wäre nicht in München Schluss gewesen, wir hätten in den Iran gekonnt und erst dort in ein Flugzeug steigen können." Leider sei das durch die momentanen Proteste im Iran und deren brutale Niederschlagung und Unterdrückung für die Rückreise nun absolut nicht möglich. "Aber es ist problemlos möglich, aus der Türkei ohne Flugzeug nach Deutschland zu kommen." Der Flug in die Türkei werde "der letzte unseres Lebens".

Aktivisten wird in sozialen Medien Heuchelei vorgeworfen

Ausgelöst hatte die Debatte ein Bericht der "Bild". Demnach soll der Mann im vergangenen Herbst gemeinsam mit weiteren Aktivisten in Stuttgart eine Bundesstraße blockiert und sich dort festgeklebt haben. Er hätte sich vor dem Amtsgericht Stuttgart wegen Nötigung verantworten müssen. Die Frau war als Zeugin geladen.

Statt zu erscheinen, seien sie nach Bali geflogen und hätten dadurch rund 7,9 Tonnen CO2 verursacht, rechnete die "Bild" vor. In den sozialen Medien war daraufhin eine Diskussion entbrannt. Auch einzelne Politiker hatten sich kritisch zu Wort gemeldet. Vielfach wurde die Haltung der beiden angesichts ihrer wiederholten Straßen- und Flughafen-Blockaden als "heuchlerisch" bezeichnet.

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Die beiden seien nicht nach Bali, sondern nach Thailand geflogen, um dort "viele Monate zu bleiben", teilte die "Letzte Generation" in einer Stellungnahme mit. Man könne nachvollziehen, dass es negative Gefühle auslöse, wenn Protestierende der Letzten Generation in ein Flugzeug stiegen. Doch es sei auch Doppelmoral, etwa als "Klimakanzler" den Ort Lützerath abzubaggern.

Bei der aktuellen Debatte sei nun "ein Haar in der Suppe" gefunden worden, so die Organisation. Das Verhalten einzelner sei nicht unwichtig. Klimaaktivismus gehe oft damit einher, das eigene Leben umzustellen. Eine Voraussetzung für den Protest sei das aber nicht. Man könne auch gemeinsam mit "Menschen, die Fleisch essen, Auto fahren oder Langstreckenflüge machen" auf die Straße gehen.

Gericht widerspricht der Aussage, Fernbleiben sei abgesprochen

Das Fernbleiben der beiden sei mit dem Gericht abgesprochen worden, heißt es von der "Letzten Generation". Das zuständige Amtsgericht in Stuttgart bestätigte zwar, dass die Betreffenden vor dem Verhandlungstermin mitgeteilt hätten, nicht erscheinen zu können. Der Richter habe sie jedoch nicht von ihrer Verpflichtung entbunden. Während auf die Aussage der Zeugin verzichtet werden könne, erhalte der Angeklagte nun einen Strafbefehl.

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