Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) will die Anzahl der sogenannten Elterntaxis bis zum Jahr 2030 halbieren. Derzeit wird dem Verkehrsminister zufolge etwa jedes fünfte Kind mit dem Auto zur Schule gebracht. Kultus-, Verkehrs- und Innenministerium haben darum ein neues Landesprogramm vorgestellt, mit dem sie das Verkehrsaufkommen vor Schulen verringern und die Sicherheit für Kinder auf dem Schulweg erhöhen wollen. Schulen, Kommunen, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern sollen mit dem Programm "MOVERS - Aktiv zur Schule" motiviert werden, Lösungen für einen Schulweg ohne Elterntaxis zu finden.
Warum sind Elterntaxis an und vor Schulen ein Problem?
Man wisse, dass das Verkehrsaufkommen in den Ferien in Städten deutlich nachlasse, erklärt Verkehrsminister Winfried Hermann im SWR. "Es gibt sehr viel schulinduzierten Verkehr - also Eltern fahren extra zur Schule, damit ihr Kind bequem hinkommt." Er bezeichnet dies als "großen Fehler". Denn aus Angst, die eigenen Kinder könnten auf dem Schulweg in Gefahr sein, gefährdeten Eltern damit andere Kinder vor der Schule, indem es dort manchmal "wild zugehe".
Das ganze Gespräch mit Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) zum Nachhören:
Welche Lösungen schlägt BW gegen Elterntaxis vor?
Viele Eltern befürchten, dass der Schulweg für die Kinder zu unsicher ist. Letztlich erhöhen aber auch die vielen Elterntaxis die Unfallgefahr vor den Schulen. Um dem entgegenzuwirken, soll das Programm der Landesregierung Alternativen aufzeigen: zum Beispiel den Weg zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit einem Tretroller. Damit das in der Praxis funktioniert, werden über das Programm sogenannte Mobilitätsberater ausgebildet. Insgesamt investiert die Landesregierung für das Programm "MOVERS" 1,4 Millionen Euro.
Schulen seien aufgefordert, zusammen mit Eltern und Kindern Pläne für sichere Schulwege mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erstellen, so der Verkehrsminister. Radservicepunkte an Schulen sollen etwa die Möglichkeit bieten, die Fahrradreifen aufzupumpen. Darüber hinaus könnten Klassen Fahrrad-Basare ausrichten, um dazu beizutragen, dass alle Kinder ein Fahrrad haben, schlägt Hermann vor. Kinder, die nicht Fahrradfahren können, hätten in sogenannten Bike-Pools die Möglichkeit zu lernen und zu üben.
Was sieht das Programm konkret vor?
Schulen und Kommunen in Baden-Württemberg können sich bei einer zentralen Servicestelle und einem Beratungsnetzwerk informieren. Dort bekommen sie Unterstützung beim Erstellen von Schulwegplänen und beim Einrichten der Bike-Pools. Außerdem soll in die Infrastruktur von sicheren Schulwegen und Fahrradparkplätzen investiert werden. Schulen sollen sich unter anderem als fahrradfreundliche Schule auszeichnen lassen können.
Damit soll erreicht werden, dass bis 2030 der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die mit dem Auto zur Schule gefahren werden, von derzeit etwa 17 Prozent halbiert wird. Im Gegenzug soll die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die aktiv zur Schule kommen, von 46 Prozent auf 60 Prozent steigen.
Sicherheit hat hohe Priorität
Eltern hätten verständlicherweise Angst, so der Verkehrsminister, diese Angst solle ihnen so genommen werden. Mit der neuen Kampagne würden nun die bestehenden Bemühungen des Kultus-, Verkehrs- und Innenministeriums gebündelt und verstärkt. Im Kern gehe es darum, sich selbst mehr und auch sicher zu bewegen, so Hermann.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) betonte bei der Vorstellung des Projekts, welche Bedeutung der selbstständige Weg zur Schule für die körperliche und geistige Entwicklung von Kindern habe. Innenstaatssekretär Wilfried Klenk (CDU) sagte, der Schutz der Kinder auf dem Schulweg habe für die Verkehrssicherheitsarbeit im Land eine hohe Priorität.