In der Debatte um eine Nachfolge für das 9-Euro-Ticket hat Baden-Württembergs Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) die Vorgehensweise des Bundes scharf kritisiert. Im Interview mit der "Heilbronner Stimme" sagte er am Mittwoch: "Womit ich wirklich ein Problem habe, ist, dass der Bund wieder einmal mit Vorschlägen um die Ecke kommt und - ich sag's jetzt mal ein bisschen flapsig - den Ländern vor die Füße kippt und sagt: Friss oder stirb." Der Bund wolle, dass die Länder bezahlen, und sage: "Schaut zu, wie ihr es gebacken bekommt."
Bayaz spricht sich stattdessen für ÖPNV-Ausbau aus
Bayaz sprach sich dafür aus, lieber in den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs zu investieren als das 9-Euro-Ticket weiter zu finanzieren. Die Frage sei: "Wollen wir den ÖPNV subventionieren oder investieren wir in die Strukturen?" Er sei für Letzteres. Auch Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sprach sich bereits gegen das 9-Euro-Ticket als dauerhafte Lösung aus. Bayaz zeigte sich offen für eine Verständigung mit Berlin. "Wir brauchen da wirklich einen Kompromiss zwischen Bund und Ländern zu einer tragfähigen gemeinsamen Lösung."
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) forderte bei der Debatte um eine Nachfolge des 9-Euro-Tickets ein Mitspracherecht der Länder. Andernfalls drohte er mit einem Veto im Bundesrat:
9-Euro-Ticket läuft aus Kretschmann droht mit Veto bei Nachfolgeticket
Debatte um die Nachfolgeregelung des 9-Euro-Tickets: BW-Ministerpräsident Kretschmann und BW-Verkehrsminister Hermann erhöhen mit deutlichen Worten den Druck auf Berlin.
9-Euro-Ticket kostete den Bund 2,5 Milliarden Euro
Die Ampel-Regierung arbeitet an einem weiteren Entlastungspaket. Die SPD-Fraktion im Bundestag hatte schon ein 49-Euro-Monatsticket vorgeschlagen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hatte sich überzeugt gezeigt, dass es das 9-Euro-Ticket weiterhin geben könnte, wenn die Länder mitmachten. Dann brauche der Bund nur noch einen Bruchteil der Kosten übernehmen. Die Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro für die Aktion von Juni bis August lagen beim Bund.