Einen außergewöhnlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit hat es im Juni in Baden-Württemberg durch den Krieg in der Ukraine gegeben. Die Arbeitslosenquote stieg von 3,2 Prozent im Vormonat auf 3,5 Prozent im Juni.
Geflüchtete aus der Ukraine haben seit Anfang Juni Anspruch auf Hartz IV und werden deshalb neu in der Statistik der Arbeitsagenturen erfasst. Damit gehen sie auch in die Arbeitslosenstatistik ein und können nach Einschätzung der Arbeitsagentur leichter qualifiziert und vermittelt werden. Laut Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit gab es im Juni fast 15.000 mehr Arbeitslose als im Vormonat. Die Gesamtzahl stieg auf knapp 220.000.
Land will Flüchtlinge in Arbeitsmarkt integrieren
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut sagte, ohne die Einbeziehung der Flüchtlinge wäre die Arbeitslosigkeit wie schon in den Vormonaten leicht zurückgegangen. Viele der Ukraine-Flüchtlinge wollten arbeiten: "Die Landesregierung hat diese Fragen weiterhin im Blick, damit die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt nachhaltig erfolgen kann», sagte die CDU-Politikerin.
Der Wirtschaftsverband Unternehmer Baden-Württemberg forderte die Bundesregierung dazu auf, angesichts des Fachkräftemangels zu handeln: "Die komplexen Anerkennungsverfahren in Deutschland sind für ausländische Fachkräfte oft nur schwer zu bewältigen." Deutsche Auslandsvertretungen müssten mehr Personal bekommen, um die Zuwanderung von Arbeitskräften zu vereinfachen.
Rauch: Flüchtlinge können Fachkräftemangel nicht ausgleichen
Es gäbe weiterhin sehr viele offene Stellen, so Christian Rauch, der Chef der Regionaldirektion Baden-Württemberg. Erwartungen, dass Kriegsflüchtlinge nun rasch den Fachkräftemangel im Land ausgleichen könnten, seien jedoch überzogen. Sprachkurse, Kinderbetreuungs-Angebote und die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse würden fehlen. Die meisten Ukrainer und Ukrainerinnen, die jetzt von den Jobcentern betreut werden, sind zwischen 25 und 55 Jahre alt und weiblich.