Nadine Knauff will ukrainischen Flüchtlingen helfen. Bei einer Aktion in Trier bietet sie und andere Friseure kostenloses Haareschneiden für Flüchtlinge an.  (Foto: SWR)

Waschen, Scheiden, Sorgen vergessen

Warum eine Trierer Friseurin Flüchtlingen kostenlos die Haare schneidet

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AUTOR/IN
Solveig Naber

Der Krieg in der Ukraine tobt weiter. Hunderttausende sind geflohen. Um Flüchtlinge zu unterstützen und ihnen etwas Gutes zu tun, hatte eine Friseurin aus Trier eine besondere Idee.

Interessiert schaut Olga zu, wie ihre Haare abgeschnitten werden. Ein ganzes Stück sollen sie kürzer werden, so hat es die Dolmetscherin übersetzt. Auf dem Boden liegen nun lange Haarsträhnen.

Vor zwei Monaten ist Olga mit ihrem Sohn aus der Ukraine gekommen. Eigentlich ist sie in einer kleinen Stadt in der Donezk-Region zu Hause. Sie sind vor den russischen Soldaten geflohen. Ihr Mann und die Großeltern seien noch dort, erzählt Olga und sofort steigen ihr Tränen in die Augen. Das sei schwer, sagt sie noch.

Vor zwei Monate ist Olga mit ihrem Sohn aus der Ukraine gekommen. Eigentlich ist sie in einer kleinen Stadt in der Donezk-Region zu Hause. Sie sind vor den russischen Soldaten geflohen.  (Foto: SWR)
Das letzte Mal war Olga in der Ukraine beim Friseur. Ende des vergangenen Jahres war das, sagt sie. Vor dem Krieg.

Kleine Auszeit von den Schrecken des Krieges

Der Friseurbesuch sei wie eine kleine Auszeit für sie. Bezahlen muss die 38-Jährige dafür nichts. So wie die vielen anderen ukrainischen Flüchtlinge, die in die Niederlassung der Handwerkskammer Trier gekommen sind, um sich die Haare schneiden zu lassen.

Initiiert hat die Aktion Nadine Knauff. Die Idee kam der Friseurmeisterin, als ein Bekannter sie gebeten hatte, bei ihm aufgenommenen Flüchtlingen die Haare zu schneiden. Da habe sie gemerkt, dass man auch mit kleinen Dingen helfen kann.

"Ich möchte den Menschen hier, die so viel durchgemacht haben, eine Art Wohlbefinden mit auf den Weg geben. Soweit uns das überhaupt möglich ist."

Unterstützen mit dem, was man kann, sagt Knauff. Die Handwerkskammer hat den Raum mit dem nötigen Equipment zur Verfügung gestellt. Insgesamt acht Friseure schneiden vier Stunden lang Haare, drei Dolmetscher übersetzen. Termine konnten per E-Mail oder WhatsApp gemacht werden.

Mehr als 40 Flüchtlinge aus der Ukraine haben das Angebot von Friseurmeisterin Nadine Knauff aus Trier angenommen.  (Foto: SWR)
Mehr als 40 Flüchtlinge aus der Ukraine haben das Angebot von Friseurmeisterin Nadine Knauff angenommen.

Innerhalb von zwei Tagen waren sie ausgebucht, erzählt Nadine Knauff. Mehr als 40 Flüchtlinge haben sich angemeldet.

Sprachbarrieren? Mit einem Lächeln kein Problem!

Das typische Plaudern mit dem Kunden ginge nicht, sagt Knauff. Das Kommunizieren gehe nur mit den Dolmetschern. Aber mit einem Lächeln könne man schon viel erreichen, ist Knauf überzeugt.

Inzwischen ist auch Olga fast fertig. Noch ein bisschen Haarlack und die neue Frisur sitzt. Sie lächelt, als sie sich im Spiegel betrachtet. Das letzte Mal sei sie in der Ukraine beim Friseur gewesen. Eine andere Zeit war das, sagt die 38-Jährige.

Im März 2022 ist Olga mit ihrem Sohn aus der Ukraine gekommen. Eigentlich ist sie in einer kleinen Stadt in der Donezk-Region zu Hause. Sie sind vor den russischen Soldaten geflohen.  (Foto: SWR)
Die Ukrainerin Olga freut sich über die neue Frisur. Einen regulären Friseurbesuch hätte sie nicht bezahlen können, sagt sie.

"Es hilft ein bisschen, die Sorgen der Flucht und das Denken an den Krieg zu vergessen."

Nadine Knauf steht daneben und nickt. Das wollte sie erreichen: Ein paar unbeschwerte Momente für die Flüchtlinge.

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