Interessiert schaut Olga zu, wie ihre Haare abgeschnitten werden. Ein ganzes Stück sollen sie kürzer werden, so hat es die Dolmetscherin übersetzt. Auf dem Boden liegen nun lange Haarsträhnen.
Vor zwei Monaten ist Olga mit ihrem Sohn aus der Ukraine gekommen. Eigentlich ist sie in einer kleinen Stadt in der Donezk-Region zu Hause. Sie sind vor den russischen Soldaten geflohen. Ihr Mann und die Großeltern seien noch dort, erzählt Olga und sofort steigen ihr Tränen in die Augen. Das sei schwer, sagt sie noch.
Kleine Auszeit von den Schrecken des Krieges
Der Friseurbesuch sei wie eine kleine Auszeit für sie. Bezahlen muss die 38-Jährige dafür nichts. So wie die vielen anderen ukrainischen Flüchtlinge, die in die Niederlassung der Handwerkskammer Trier gekommen sind, um sich die Haare schneiden zu lassen.
Initiiert hat die Aktion Nadine Knauff. Die Idee kam der Friseurmeisterin, als ein Bekannter sie gebeten hatte, bei ihm aufgenommenen Flüchtlingen die Haare zu schneiden. Da habe sie gemerkt, dass man auch mit kleinen Dingen helfen kann.
Unterstützen mit dem, was man kann, sagt Knauff. Die Handwerkskammer hat den Raum mit dem nötigen Equipment zur Verfügung gestellt. Insgesamt acht Friseure schneiden vier Stunden lang Haare, drei Dolmetscher übersetzen. Termine konnten per E-Mail oder WhatsApp gemacht werden.
Innerhalb von zwei Tagen waren sie ausgebucht, erzählt Nadine Knauff. Mehr als 40 Flüchtlinge haben sich angemeldet.
Sprachbarrieren? Mit einem Lächeln kein Problem!
Das typische Plaudern mit dem Kunden ginge nicht, sagt Knauff. Das Kommunizieren gehe nur mit den Dolmetschern. Aber mit einem Lächeln könne man schon viel erreichen, ist Knauf überzeugt.
Inzwischen ist auch Olga fast fertig. Noch ein bisschen Haarlack und die neue Frisur sitzt. Sie lächelt, als sie sich im Spiegel betrachtet. Das letzte Mal sei sie in der Ukraine beim Friseur gewesen. Eine andere Zeit war das, sagt die 38-Jährige.
Nadine Knauf steht daneben und nickt. Das wollte sie erreichen: Ein paar unbeschwerte Momente für die Flüchtlinge.