Drei Bilder sind zu sehen: Eine Lehrerin schreibt eine Rechnung an die Tafel. Eine U-Bahn fährt durch die Stadt. Ein Mann arbeitet auf dem Bau.  (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte, picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd, picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod (Kollage: SWR))

Blick auf das neue Jahr

Bildung und Wohnungsbau in BW: Die Baustellen der Landesregierung für 2024

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Knut Bauer
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Anne Jethon

Die baden-württembergische Landesregierung will sich 2024 nach den schlechten Pisa-Ergebnissen vor allem dem Thema Bildung widmen. Aber auch beim Wohnungsbau und im ÖPNV gibt es einiges zu tun.

Mehrere Baustellen warten im neuen Jahr auf die baden-württembergische Landesregierung: Ganz oben auf der Liste steht nach dem Absturz der baden-württembergischen Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Studien das Thema Bildung. Auch beim Wohnungsbau gibt es erheblichen Nachholbedarf - bezahlbarer Wohnraum ist nach wie vor Mangelware. Außerdem plant die Landesregierung ein Mobilitätsgesetz. Dieses soll den Kommunen ermöglichen, mit einer Nahverkehrsabgabe den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu finanzieren.

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Nach dem Haushalts-Urteil des Bundesverfassungsgerichts bekommen die Länder weniger Geld vom Bund. Daher regt der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) eine Reform der Schuldenbremse an, um trotz der vielen Krisen wichtige Zukunftsprojekte wie ein Wasserstoffnetz finanzieren zu können: "Wir leben heute in einer Welt, die ja teilweise wirklich aus den Fugen gerät, und da muss man darüber nachdenken", sagt er. Schnelle Lösungen wird es dabei voraussichtlich auch 2024 nicht geben.

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Erstmal hat der grüne Ministerpräsident die Haushaltsverhandlungen im Land vor der Brust. Und da gibt es für Kretschmann einen klaren Schwerpunkt: "Wir haben jetzt wirklich eine riesige Baustelle in der ganzen Schulpolitik."

Die Debatte um eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium wird 2024 richtig Fahrt aufnehmen. Inzwischen kann aber fast jeder dritte Schüler nicht mehr richtig lesen und rechnen, deshalb will die grün-schwarze Landesregierung zunächst bei den Kleinsten ansetzen, um ihre Chancen in der Schule zu verbessern. Um mehr Geld für die frühkindliche Bildung zu haben, ruft Kretschmann vorsorglich zum Sparen auf.

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Reform im Wohnungsbau in BW?

Beim Wohnungsbau etwa soll es weniger Vorschriften und weniger Bürokratie geben. Nicole Razavi (CDU), Chefin im neu geschaffenen Wohnungsbauministerium, setzt im neuen Jahr auf eine Reform der Landesbauordnung: "In einer Phase, in der wir einen riesengroßen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum haben, ist der Motor komplett zum Erliegen gekommen."

Standards sollen deshalb abgesenkt werden, um den Neubau von Wohnungen billiger und damit attraktiver zu machen. Es gehe vor allem um erleichterte Nutzungsänderungen. "Das heißt, wenn ein Gebäude bisher gar nicht für wohnen gedacht war, aber dort Wohnungen entstehen sollen, dass das einfacher und leichter möglich ist", erklärt Razavi.

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Ähnlich wie bei Windrädern soll das Widerspruchsverfahren auch beim Bau neuer Wohnungen abgeschafft werden. Damit erhoffe sich Razavi eine deutliche Beschleunigung. Die Novelle wird derzeit vorbereitet und soll 2024 umgesetzt werden, ebenso wie das Landesmobilitätsgesetz mit einer möglichen Nahverkehrsabgabe.

Wahlrecht: Auch 16-Jährige dürfen in den Gemeinderat

Auch bei den Kommunalwahlen im Juni kommt erstmals das neue Wahlrecht zum Tragen. Wählen kann man in der Kommune schon länger ab 16. Jetzt können sich 16- und 17-jährige zum ersten Mal auch in den Gemeinderat wählen lassen. "Junge Menschen früher und stärker an politischen Prozessen zu beteiligen, dieses Ziel ist sicherlich nicht verwerflich", erklärt Innenminister Thomas Strobl (CDU). Viele Jugendliche finden das gut. Ein 16-Jähriger sagt gegenüber dem SWR zum Beispiel: “Für mich ist die Jugend die Zukunft. Wir wollen ja auch was für unsere Zukunft beitragen, damit wir weiterkommen im Leben.” Es soll ein Beitrag gegen die Politikverdrossenheit und für aktive Beteilung an politischen Prozessen sein.

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Diskussion auf Social Media: Viel Kritik für die Landesregierung

Auf Social Media erntet die Landesregierung viel Kritik von den Usern und Userinnen. Unter einem Instagram-Post von SWR Aktuell mit der Frage "Worum sollte sich die Landesregierung 2024 eurer Meinung nach kümmern?" kommentieren viele User: "um eine neue Landesregierung" oder "um ihren Rücktritt, das hilft am meisten".

Trotzdem gibt es unter dem Post auch konstruktive Vorschläge. So schreibt eine Userin "ÖPNV ist ein wichtiges Thema. In unserer Region fährt von Samstagnachmittag bis Montagfrüh kein Bus. Arbeit, Wohnung, Bildung sind wichtige Themen." Vielen Usern ist ebenfalls das Thema Bildung besonders wichtig: "Meiner Meinung nach ist die Schulreform das drängendste Problem. In der Schule anzufangen ist zu spät, denn im Kindergarten bzw. in der frühkindlichen Phase werden die Grundsteine für gelingendes Lernen gelegt.", schreibt eine Userin.

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