Mehr als 1,7 Millionen Menschen in Baden-Württemberg sind von Armut betroffen. Deshalb wollen betroffene Menschen, die Liga der freien Wohlfahrtspflege und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Baden-Württemberg im Rahmen der Aktionswoche gegen Armut gemeinsam auf die Situation im Land aufmerksam machen.
Ein Drittel der Wohnungslosen in BW sind Kinder und Jugendliche
Vor allem die Wohnungsnot ist sozialer Sprengstoff, betonte der DGB, der Teil der Landesarmutskonferenz ist. Demnach habe sich die Zahl der Sozialwohnungen im Land seit Anfang der 2000er Jahre halbiert.
Derzeit seien etwa 92.000 Menschen im wirtschaftlich starken Baden-Württemberg ohne Wohnung. Ein Drittel davon seien Kinder oder Jugendliche. Die Initiatoren der Aktionswoche fordern neben mehr sozialem Wohnungsbau auch die Einführung der Kindergrundsicherung, Zugang zum Gesundheitssystem für alle und die schnellere Bearbeitung von Wohn- und Bürgergeldanträgen.
Armut in BW: Frauen besonders gefährdet
"Die Landesregierung steht in der Verantwortung, bereits frühzeitig Präventionsarbeit zu leisten", sagte Ulf Hartmann, Vorstand des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. Dies gelte insbesondere für Frauen, für die das Risiko von Altersarmut sehr hoch sei. Viele könnten durch Kinderbetreuung, Pflege oder aus anderen Gründen nur einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, nicht selten im Niedriglohnsektor. "In der Folge haben Frauen durchschnittlich weniger als halb so viel Rente wie Männer", so Hartmann weiter.
Geschiedene Frauen haben mit 36,9 Prozent das höchste Armutsrisiko im Alter.
"Alleinerziehende Mütter und Väter brauchen gute Jobs, mit denen sie die Betreuung der Kinder vereinbaren können. Für sie und ihre Kinder sind zudem gute und verlässliche Betreuungs- und Bildungsangebote unerlässlich, auch an Randzeiten", sagte die Geschäftsführerin des Landesverbands alleinerziehender Mütter und Väter Brigitte Rösinger. Daneben bräuchten gerade sie flexible Hilfen, wenn die Arbeitszeiten mal länger sind oder jemand krank wird.
Eine Betroffene aus Stuttgart erzählt Tabuthema Altersarmut: Meistens trifft es Frauen
Obwohl sie viele Jahre lang gearbeitet hat, ist eine 67-jährige Stuttgarterin von Altersarmut betroffen. Ihre monatliche Rente reicht kaum zum Leben. Ein Beispiel unter vielen anderen.
Die Aktionswoche wurde vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Laut den Veranstaltern als Reaktion auf die Sozialpolitik der damaligen Bundesregierung unter Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD).