Ich habe Post bekommen. Von meinem Stromanbieter. Wenn ich Post von meinem Stromanbieter bekomme, ist das seit dem Ukraine-Krieg mit einem soliden Adrenalin-Schub verbunden. Kein Kolibri-Pulsschlag, aber deutlich höhere Frequenz. Was wollen die denn jetzt wieder?
Die Kolumne von Peter Knetsch können Sie hier auch als Audio hören:
Muss ich nochmal was nachzahlen? Versagt bei mir die Strompreisbremse? Oder vielleicht doch nur Werbung? War es alles nicht. Es war eine - halten Sie sich kurz fest - es war eine Ankündigung: "Wir senken die Preise!" Stand da einfach so, als wäre es das Normalste auf der Welt. "Wir senken die Preise!" - ein Satz, den ich das letzte Mal kurz nach der Erfindung der Keilschrift gelesen habe.

"Ihr Tarif für Sie als "Bestandskunde" - der ich gerne bin, weil "Bestanden" immer was Tröstliches hat - "Ihr Tarif wird ab Juni um 2,5 Cent pro Kilowattstunde günstiger." 2,5 Cent! Hammer! Das ist hochgerechnet pro Jahr und dem prognostizierten Durchschnittsverbrauch bei unserem 3-6 Personenhaushalt eine Preisersparnis von 112,50 Euro im Jahr! Ich kann das mittlerweile sehr gut im Kopf ausrechnen, Strompreisrechner bin ich quasi nebenberuflich.
3-6 Personenhaushalt übrigens deswegen, weil einige der erwachsenen Kinder uns seit einem Jahr viel häufiger besuchen als früher. Sie bringen dann alles mit was sich so aufladen lässt: Handys, Laptops, Akkuschrauber, E-Bikes - das Übliche eben. Familie ist schließlich Solidargemeinschaft. Kommt Kinder, hier habt ihr eine Kilowattstunde extra, aber teilt sie euch gut ein!
Zurück zu den 112,50 Euro. Ordentlich Geld. Und wiederum umgerechnet einiges an Strom in Kilowatt. Könnten wir verprassen: Einfach mal wieder den Wäschetrockner benutzen! Oder die elektrische Zahnbürste! Die Fertigpizza backen statt nur auftauen, sich einfach mal wieder was gönnen nach dem knapp überlebten Hungerwinter…?
Aber nein! Wir sollten sparsam bleiben! Und solidarisch. Kommt Kinder, hier habt ihr zwei Kilowattstunden extra, aber teilt sie euch gut ein!