
Der "vielversprechende Nachwuchsstar Udo Jürgens Bockelmann"
Der kleine Udo musizierte bereits seit frühester Kindheit. Nicht etwa mit dem Klavier, wie man vermuten möchte, sondern mit einer Mundharmonika. Man erzählt, dass er im Alter von fünf Jahren als erstes sein Lieblingslied "Die blauen Dragoner, die reiten" spielte.
Das heiß ersehnte Akkordeon bekam er wenige Jahre später, mit dem er seine ersten Auftritte nach Ende des zweiten Weltkriegs in Kiel absolvierte. Auf dem Plakatanschlag war vom "vielversprechenden Nachwuchsstar Udo Jürgen Bockelmann" zu lesen. Seine aus alten Säcken bestehende mexikanische Verkleidung kam gut beim Publikum an.
"Ich gestehe offen, dass unter Udos Lieder einige sind, die ich gern selbst komponiert hätte. Die musikalische Galanterie, die viele seiner Lieder auszeichnet, hat Seltenheitswert im deutschen Liederschaffen."
Für 83 Pfennige gab's Polka oder Jazz
Als er nach dem Krieg in seine Heimat Kärnten zurückkehrte, drückte er zunächst die Schulbank. 1947 unternahm Udo seine ersten Versuche auf dem Klavier. Ein Jahr später begann der Nachwuchsmusiker sein Musikstudium am Landeskonservatorium Klagenfurt. Er belegte die Fächer Klavier, Harmonielehre und Komposition. Hinzu kam der Gesang, allerdings nur weil es ein Pflichtfach war.
Nebenbei tingelte er durch zahlreiche Lokale und spielte in britischen Soldatenclubs. Er legte sich den Künstlernamen Udo Bolan zu und gründete seine erste eigene Kapelle. Die Auftritte waren günstig zu haben: Für einen Stundenlohn von 83 Pfennig spielte er Jazz und Polka, je nach Anforderung.
"Ob er ein Idol ist, weiß ich nicht, aber ich weiß, dass er etwas kann und gut ist, verdammt gut sogar. Das ist mehr wert, als ein Idol zu sein."
Mit 16 Jahren zum ersten Erfolg
Der Österreichische Rundfunk schrieb 1950 einen Kompositions-Wettbewerb aus, an dem Jürgens teilnahm. Von den rund 400 Einsendungen fand sein Beitrag "Je t'aime" bei der Jury den meisten Zuspruch. Die gestandenen Komponisten staunten nicht schlecht, als ein Sechzehnjähriger ihnen den ersten Preis wegschnappte. Fortan war er Dauergast im ORF als Sänger, Pianist und Leiter der Funk-Combo im Programm zu hören.
Werner Müller lud ihn nach Berlin ein und vermittelte ihm seinen ersten Schallplattenvertrag in Deutschland. Aus Udo Bolan wurde Udo Jürgens. 1954 stand sein Debüt in den Plattengeschäften: "Es waren weiße Chrysanthemen".
"Wenn ich bei meiner Arbeit Udo Jürgens‘ Platten höre, habe ich die besten Ideen."
Banale Schlagerfilme in Frauenkleidern

Der Start klang vielversprechend, zumal Udo Jürgens Max Greger und sein Orchester auf einer Russland-Tournee begleiten konnte. Seine Singles lagen jedoch wie Blei in den Regalen. Die Produzenten hatten keine Idee, wie man den jungen Künstler auf dem Markt erfolgreich hätte platzieren können. Alle Versuche schlugen fehl und sein Wunsch, eigene Kompositionen zu singen, stieß bei den Verantwortlichen auf taube Ohren. Daran änderte auch sein Erfolg mit dem Titel "Jenny" beim Songfestival im belgischen Knokke nichts.
Während er auf internationalem Parkett als Komponist Anerkennung fand – für Shirley Bassey schrieb er den Welthit "Reach for the stars" – drehte er in Österreich banale Schlagerfilme in Frauenkleidern.
"Wenn es Udo Jürgens nicht gäbe, müsste man den Schlagermachern wirklich glauben, dass nur banale Texte und primitive Musik beim großen Publikum ankommen."
Die Wende kam beim Grand Prix
Die Wende kam erst mit seiner Teilnahme am Grand Prix d'Eurovision de la Chanson. Insgesamt dreimal vertrat Udo Jürgens sein Heimatland Österreich mit zunehmendem Erfolg. 1966 schließlich trug er die Siegertrophäe für "Merci Chérie" nach Hause. Damit schaffte er seinen endgültigen Durchbruch und Jürgens konnte sich sogar weltweit in den Hitparaden platzieren. Er trat im Pariser "Olympia" auf, unternahm zahlreiche Tourneen im In- und Ausland und die Schallplattenhits folgten.
Von "Sonja, wach auf" zum "Griechischen Wein"

Im Griechenland-Urlaub war Inspiration für Udo Jürgens' nächsten Hit. Dieser sollte zu einem Nummer-1-Verkaufshitparaden Erfolg werden. Seine Ferien hatte er vorzeitig beendet und die Familie im Urlaubsdomizil zurückgelassen. Bei Regenwetter trat der Sänger den Heimflug an, fühlte Melancholie und trug die Bouzouki-Klänge, die er dort gehört hatte, in seinen Gedanken mit. Zu Hause am Klavier setzte er seine Eindrücke in einer Melodie um.
"Sonja, wach‘ auf" – so der Vorschlag des Texters Michael Kunze – könnte die Refrainzeile lauten. Doch Udo Jürgens war hiervon nicht überzeugt. Erst als eine große Orchesterfassung aufgenommen wurde, kam die zündende Textidee: "Griechischer Wein" – ein Welthit war geboren.
Todesursache Herzversagen
Udo Jürgens brach im Dezember 2014 während eines Spaziergangs in Gottlieben in der Schweiz zusammen und konnte nicht mehr wiederbelebt werden. Er starb im nahe gelegenen Kantonspital Münsterlingen an Herzversagen im Alter von 80 Jahren.
Besondere Plattencover von Udo Jürgens


