Musikthema

Das Festival „weit! neue musik weingarten“

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AUTOR/IN
Thea Thomiczek
SWR-Redakteurin Thea Thomiczek Autorin Bild

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Neubeginn dank Förderkreis

Die oberschwäbische Kleinstadt Weingarten ist seit fast 40 Jahren eine der ersten Adressen für zeitgenössische Musik. Bis 2015 fanden immer im November die Weingartner Internationalen Tage der Neuen Musik statt und alle Großen kamen: John Cage, Karlheinz Stockhausen oder Helmut Rihm.

Der Tod der Gründerin des Festivals, der Musikprofessorin Rita Jans, bedeutete auch das Ende des Festivals. Doch dann wagte ein Förderkreis einen Neubeginn und präsentiert jetzt schon im dritten Jahre ein Nachfolge-Festival, komplett organisiert von Ehrenamtlichen. Es heißt „weit!neue musik weingarten“. Im Zentrum steht diesmal der Frankfurter Komponist Rolf Riehm.

Musik über Zerstörung im Nahen Osten

Rolf Riehm ist bereits 86 Jahre alt, aber weder müde noch altersmilde, sagte der Musikwissenschaftler und künstlerische Leiter des Festivals, Rolf Stoll.

Seine Musik [...] geht ästhetisch überhaupt keine Kompromisse ein. Seine Werke sind archaisch, schroff, das ist eine Musik der Extreme und Paradoxien, die völlig ohne ausgleichende Elemente und Übergänge zurechtkommt.  

Riehms Werke sind aktuell und politisch. Als junger Musiker gehörte er in den 70er-Jahren dem „Sogenannten Linksradikalen Blasorchester“ an, spielte auf Sponti-Demos der Frankfurter Szene: die Musik im Dienste der Agitation.

Das hat er längst hinter sich gelassen, doch einen politischen Anspruch hat er durchaus und ist dabei erschreckend aktuell. Im höchst komplexen Klavierstück „Hamamuth, Stadt der Engel“ – schon vor einigen Jahren geschrieben – geht es um die Zerstörung im Irak, Jemen, im Nahen Osten.

Ein Festival für einen Komponisten

Die Stadt der Engel“ wird in Weingarten von der Pianistin Magdalena Cerezo-Falces präsentiert. Mit dabei sind das Ensemble Mosaik, die Sopranistin Sarah Maria Sun, die Stuttgarter Philharmoniker sowie das Trio Accanto. 

Drei Tage lang wird es nur um das Werk Riehms gehen. Dass immer nur ein Komponist, eine Komponistin im Mittelpunkt steht, ist das Markenzeichen der Neuen Musik in Weingarten. 

Das war auch schon beim Vorgängerfestival so und hat das Publikum viele Jahre lang geschult, das – anders, als das Klischee es will – weder illuster noch elitär ist.