Digitalisierung

Motivierend: Mit der App MyGroove von Martin Grubinger Musikinstrumente erlernen

Stand
AUTOR/IN
Valentin Stötzer

„Aller Anfang ist schwer“ – diese Binsenweisheit wird jede*r, der ein Musikinstrument erlernt, ohne Zweifel bestätigen. Wenn es nach dem Schlagzeuger Martin Grubinger geht, können aber auch blutige Anfänger*innen mit Musiker*innen von Weltrang zusammenspielen. Diese Möglichkeit bietet seine neue App „MyGroove“, mit der man Musikinstrumente erlernen kann. Valentin Stötzer testet zusammen mit dem Drums- und Gitarrenlehrer Leif Jensen die App. Das Fazit: Besser als Youtube-Tutorials, abernicht zu vergleichen mit analogem Musikunterricht.

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Wie eine Streaming-Plattform mit Tutorials

Die App ist ähnlich strukturiert wie die gängigen Streaming-Plattformen, statt Filmen und Serien gibt es hier Songs, die man lernen kann. Und die sind in Kategorien zusammengefasst. Der Drummer und Gitarrist Leif Jensen und ich gucken uns die App an.

Das erste Level ist kostenfrei, für den Rest muss man bezahlen: 25 Euro im Monat für ein Instrument oder 40 Euro für alle Instrumente. Bei jährlicher Abrechnung wird es günstiger. In unserem kostenlosen Account sind aber noch Videos anderer Schwierigkeitsgrade abrufbar. Wir probieren zusammen ein Video für den Schwierigkeitsgrad „Pro“ aus. Jedes Mal, wenn ein Video beginnt, müssen wir das Smartphone ins Querformat drehen, weil die Menüs hochformatig sind.

Leif Jensen mit Gitarre - hält ein Smartphone in die Kamera. (Foto: Valentin Stötzer)
Der Gitarrist und Drummer Leif Jensen beim Test der App „MyGroove“

Auch für Fortgeschrittene Neues zu Lernen

Nico Schliemann spricht in die Kamera „... und dann kommt eine ganz kleine Verzierung, die ich mir bei Michael Landau abgeschaut habe, das ist einer meiner Lieblingsgitarristen. Das ist so eine Kombination aus einem Bending, was heruntergelassen wird, also ein Release-Bend und einem kleinen Slide einen Halbton rauf und runter“. „Oh! Und direkt etwas neues gelernt tatsächlich!“, sagt Leif.

Er spielt jetzt mit dem Gitarristen und der Band zusammen die Phrase ein paar Mal, bis er im nächsten Schritt alleine mit der Band spielt. „Yes, amazing! Congratulations!“ Leif bekommt 100 Punkte, obwohl er das gerne noch einige Male üben wollen würde.

Ein Zusammenspiel-Gefühl schon beim ersten Musizieren

Die Videos sind aufwändig und hochwertig produziert. Durch verschiedene Kameraperspektiven werden Griffe gut sichtbar und zusätzlich sind Noten und Bundnummerierungen eingeblendet. Die Gitarrensaiten haben Farben und leuchten im Video, wenn sie angeschlagen werden.

Die Technik macht es möglich, schon beim ersten Musizieren mit der App ein Zusammenspiel-Gefühl zu haben oder zumindest einen Vorgeschmack darauf zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass das sehr motivierend sein kann.

Die Videos, die ich gesehen habe, sind wirklich gut, die Dozierenden sind sehr renommierte Leute: Eko Fresh, Max Mutzke, Ferhan Gulda Önder, Gee Hye Lee, Julia Hofer und einige andere Musiker*innen hat Martin Grubinger für die App gewinnen können. Auch das motiviert ungemein. Die Audioerkennung war sehr wohlwollend zu Leif. Selbst bei keinem richtigen Ton hat er einen Score von 50 Prozent bekommen.

Kein Individuelles Feedback, aber gutes didaktisches Konzept

Beim Gesang stelle ich es mir am schwierigsten vor, per Video zu lernen: Jemand, der Probleme mit Intonation hat, wird sie hier nicht lernen. Es hat keinen Wert, die App mit herkömmlichen Instrumentalunterricht zu vergleichen, denn in der App gibt es kein individuelles Feedback. Wenn wir die App mit Playalong-CDs und Youtube-Tutorials vergleichen, schneidet sie deutlich besser ab, weil die Videos ein gutes didaktisches Gesamtkonzept haben und echt Spaß machen.

Ich habe Lust bekommen, mit der App E-Bass zu lernen und würde aber zusätzlich Präsenz-Unterricht nehmen, denn ein Instrument lernen heißt, das Gehör und die Körperwahrnehmung zu schulen, individuelle Rückmeldung zu bekommen und versuchen, das umzusetzen.

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