Schwere Vorwürfe gegen Till Lindemann, Frontman von Rammstein. Eine Konzertbesucherin behauptet, der Sänger habe ihr bei einer Party vor dem Konzert ein Getränk gegeben. Sie vermutet, dass ihr Drogen verabreicht wurden, um sie gefügig zu machen. Die Band dementiert die Behauptung. Die Berichterstattung in so einem Fall sei ein Balanceakt, sagt Spiegel-Journalistin Juliane Löffler.
Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Kiwi-Verlag trennt sich von Rammstein-Sänger und Autor Till Lindemann
Der Verlag „Kiepenheuer und Witsch“ beendet seine Zusammenarbeit mit dem Frontmann der Band Rammstein, Till Lindemann. Grund sei ein Porno-Video, von dem der Verlag erfahren habe, heißt es in einer Pressemeldung. Darin zelebriere Lindemann sexuelle Gewalt gegen Frauen.
Rammstein dementiert Vorwürfe
Hat Till Lindemann eine Konzertbesucherin unter Drogen gesetzt und versucht, sie zu sexuellen Handlungen zu nötigen? Eine junge Frau aus Irland erhebt Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger und veröffentlicht im Internet Fotos von großen blauen Flecken. Lindemann und die Band dementieren die Anschuldigungen.
„Dieser Fall hat eine andere Qualität und kommt mit einer anderen Wucht“, sagt Juliane Löffler, Investigativjournalistin des Spiegel. Es gebe eine Vielzahl von Vorwürfen und man könne in den sozialen Medien Berichte von hunderten von Frauen lesen.
2020 sorgten provokante Stellen in Lindemanns Lyrikband „100 Gedichte“ für Diskussionen:
Strenge Regeln für eine saubere Verdachtsberichterstattung
In solch einem Fall bewege man sich als Journalistin auf dem Gebiet der Verdachtsberichterstattung, erklärt Löffler. Die journalistischen Regeln in einem solchen Fall seien sehr klar: Es gelte, Belege und Belegtatsachen zu prüfen.
Man könne etwa in Erfahrung bringen, ob es Nachrichten oder Tagebücher gebe, die beweisen, dass die anschuldigende Person zum genannten Zeitpunkt am Ort des Geschehens war. Eventuell liegt eine Anzeige vor. Auch die Seite der Beschuldigten gelte es zu konfrontieren und ihre Aussagen in der Berichterstattung zu berücksichtigen.
Neutralität sei geboten, auch um die eigene Glaubwürdigkeit nicht zu beschädigen, sagt die Spiegel-Journalistin. Seit dem #metoo-Skandal habe sich das Blatt in der Berichterstattung gewendet: Machtmissbrauchsanschuldigungen würden jetzt viel mehr als noch vor ein paar Jahren nachgegangen, so Löffler.
Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Porno mit Buch: Wo hört das lyrische Ich von Till Lindemann auf?
Till Lindemann und sein lyrisches Ich: Bis vor kurzem hat der Verlag Kiepenheuer & Witsch Lindemanns Narco-Gedicht „Wenn du schläfst“ aus dem Band „100 Gedichte“ als Ausdruck künstlerischer Freiheit akzeptiert. Seit Lindemanns Lyrikband „In stillen Nächten“, der auch bei KiWi erschien, nun aber in einem gewalttätigen Porno-Clip auftaucht, hat der Verlag die Zusammenarbeit aufgekündigt. Wo hört lyrisches Ich auf und fängt Strafbarkeit an?
Kommentar Feuer frei fürs Feuilleton: Das Kunstprojekt Rammstein wird noch immer missverstanden
Wann immer sich die Berliner Band Rammstein mit neuer Musik ankündigt, rollt eine Welle der Empörung durch die deutschen Feuilletons. Doch oberflächliche Betrachtungen werden Rammstein nicht gerecht, findet SWR2-Onlineredakteurin Samira Straub. Die Band müsse als Gesamtkunstwerk rezipiert werden.