Viele literaturinteressierte Zuhörer im Frankfurter Schauspiel
Ja, der Buchhandel hat zwar zu kämpfen, aber hier ist es, das literaturinteressierte Publikum, und zwar in einer solchen Zahl, dass das Frankfurter Schauspiel innerhalb von einer Woche ausverkauft war. Es ist ein Publikum, das neugierig ist, geduldig und ausdauernd.
Drei Autorinnen, ein Autor, jeweils eine halbe Stunde. Das ist viel, das muss aber auch sein, wenn man den einzelnen Werken einigermaßen gerecht werden will.
Auffällig ist: Deutschland selbst spielt in diesen besten deutschsprachigen Romanen des Jahres wenn überhaupt nur indirekt eine Rolle: Die Geschichten führen nach Argentinien, China, Teneriffa und an einen nicht weiter definierten Ort einer Dystopie.
"Der Vogelgott" erzählt vom Bösen, das in uns allen steckt
Literatur ist ja bekanntlich dazu da, Fragen zu stellen und keine Antworten zu liefern.
Autorin Susanne Röckel hat einen surrealen Horrorroman über ein mythisches Vogelwesen vorgelegt, der eine faszinierende Wirkung entfalten muss.
Sonst hätte es dieses Buch nicht so weit gebracht.
Reales Grauen, aber heute aus sicherer historischer Distanz betrachtet
Stephan Thomes Roman "Der Gott der Barbaren" handelt vom Aufstand christlicher Fanatiker in China in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Millionen Todesopfer forderte dieser Aufstand, ein epischer Stoff, den der Sinologe Stefan Thome nur über seine Figuren in den Griff bekam:
Ein ganzes Personalpanorama bietet der Roman "Archipel"
Die Figuren bleiben das Wichtigste in einem Roman, sie müssen uns interessieren, mit ihnen erleben wir Geschichten.
Der ungewöhnliche Ansatzpunkt von Autorin Inger-Maria Mahlke:
Sie beginnt in der Gegenwart und erzählt sich rückwärts in die Vergangenheit.
Dabei deckt sie auf:
Eine Autorin folgt auf die nächste
Maria Cecilia Barbetta schaffte es, Ermüdungserscheinungen des Publikums wegzuwischen. Ihr Roman "Nachtleuchten" spielt zwar in Buenos Aires, Figuren und Orte sind aber ebenso von ihrer jetzigen Heimatstadt Berlin inspiriert.
Dabei war ihre erste Begegnung mit der deutschen Sprache im Kindergarten in Buenos Aires gar nicht so vielversprechend:
Inzwischen ist die deutsche Sprache für Maria Cecilia Barbetta eine Geliebte geworden, die sie immer wieder erobern muss, erzählt sie weiter.
Ihre überbordende Lust an dieser Eroberung ist einfach ansteckend – ein Publikumspreis wäre ihr wohl sicher gewesen. Aber den gibt es nur später, indirekt, über die verkauften Bücher.