Monika Gruber steht in der Kritik. Die bayerische Kabarettistin hat die Erdinger „Heizdemo“ organisiert, auf der es unter anderem zu Mordaufrufen gegen die Grünen kam. Damit hat sie das Rechts-Links-Schema durchbrochen, das lange für das politische Kabarett in Deutschland galt. Verteidigt wird sie nun von Kollegen wie Bruno Jonas oder Andreas Rebers. Sie plädieren dafür, dass Satire alles darf. Der BR-Redakteur Christoph Leibold ist jedoch der Auffassung: Die passende Gelegenheit spielt schon eine Rolle. Und auch Kabarettistinnen sind keine Wesen mit höheren Einsichten.
Kabarettisten sind nicht per Naturgesetz links verortet
Es gibt kein Naturgesetz, das besagt, dass Kabarettisten links sein müssen – auch wenn nicht wenige das immer noch glauben. Das hat mit der Nachkriegszeit zu tun, als sich das politische Kabarett in Deutschland neuformierte und das bis heute prägende Bild entstand: nämlich das vom linken Kabarettisten, der die Konservativen, die Rechten, also „die da oben“, kritisiert. Das funktionierte blendend, solange die Kanzler Adenauer, Kiesinger, Erhard oder Kohl hießen und nicht mehr ganz so gut, als Brandt und Schmidt folgten.
Die klaren Fronten sind schon lange verwischt
Verwirrend wurde es unter SPD-Kanzler Schröder, bei dessen Politik sich viele nicht mehr so sicher waren, ob sie noch links war, und unter CDU-Kanzlerin Merkel, deren Flüchtlingspolitik Teile der konservativen Klientel irritierte. Mit anderen Worten: Die einst klaren Fronten verwischten, eine politisch vielstimmige Kabarettszene, längst nicht mehr so homogen wie einst, entstand. So gesehen sollte es niemanden überraschen, dass es auch Kabarettistinnen wie Monika Gruber gibt, die gegen die Heizungspolitik eines grünen Ministers ätzen.
Gruber hat sich nicht nur auf der Bühne geäußert, sondern auch auf der Demo
Ganz ähnlich beschreiben das die Verfasser eines Gastbeitrags um Bruno Jonas in der Süddeutschen Zeitung. Was sie jedoch außer Acht lassen: Gruber hat sich ja nicht auf einer Kabarettbühne geäußert, sondern in sozialen Netzwerken und auf einer Demo. Auch das ist selbstredend nichts Anrüchiges. Kabarettisten haben sich auch in der Vergangenheit immer wieder für die – in ihren Augen – gerechte Sache eingesetzt. Gegen Fremdenfeindlichkeit oder Atomenergie zum Beispiel.
Anders aber als auf der Kabarettbühne, wo Übertreibung und Verzerrung zum Wesenskern der Kunstform gehören, sind sie auf der politischen Bühne meist sicheres Zeichen von stammtischpolemischem Populismus. Und da wird's bei Gruber in der Tat interessant: Wenn sie zum Beispiel auf Instagram erklärt, sie beobachte „täglich (...) weiße Vans mit rumänischen und bulgarischen Kennzeichen (...), und die laden die Heizungen, die wir einfach ausbauen und entsorgen wollen, ein“, dann könnte das in einer Kabarettnummer als komische Überspitzung durchgehen. Als Aufruf zu politischem Protest erscheint eine derartig steile These (die vermutlich keinem Faktencheck standhalten würden) doch eher fragwürdig.
Griff in den Besteckkasten der Populisten
Daher nochmal: Dass Gruber ihre Meinung kundtut, ist nichts Verwerfliches. Befremdlich aber ist ihr Griff in den Besteckkasten der Populisten. Und ein letztes: Bruno Jonas und seine Unterstützer weisen darauf hin, dass das Richtige nicht falsch werde, wenn die Falschen es beklatschten. Auch dem ist nicht zu widersprechen.
Wenn Monika Gruber allerdings neben Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger auftritt, der in AfD-Diktion schwadroniert, man müsse sich „die Demokratie zurückholen“, dann hat das nichts mit dem zuweilen unvermeidlichen Applaus von der falschen Seite zu tun. Wer auf ein und demselben Podium mit dem Falschen auftritt, demonstriert den bewussten Schulterschluss. Ein Schritt, der sehr wohl vermeidlich gewesen wäre. Weshalb man ihn Monika Gruber ankreiden muss – selbst wenn man ihre Meinung zur Klimapolitik inhaltlich teilen sollte.
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