Riesige Wandgemälde, so genannte Murals, prägen seit Jahren das Mannheimer Stadtbild. Mehr als 40 Wandgemälde sind hier bereitsentstanden, alle erstecken sich über mehrere Stockwerke, sind also unübersehbar. Die größte Wirkung erzielen sie aber meist mit dem nötigen Abstand – dann erzählen die einzelnen Bilder der internationalen Streetart-Künstler ganze Geschichten.
Mit einem Mural von Herakut fing alles an
2013 fing alles an, mit einem ersten großen Mural des international tätigen Künstlerduos Herakut, bestehend aus Jasmin Siddiqui und Falk Lehmann. Ihr Bild eines zerbrechlichen, androgynen Menschen mit Vogel-Kapuze, großen Kulleraugen und dem Titel „My Superhero Power is Forgiveness“ begeisterte die Mannheimer Bevölkerung so sehr, dass seitdem jedes Jahr neue Wandgemälde dazukommen.
Streetart Szene will sich vernetzen
So ist ein Open Urban Art Museum mit dem Titel STADT.WAND.KUNST entstanden, mit inzwischen mehr als 40 Murals im gesamten Mannheimer Stadtgebiet. Allerdings sei die Street-Art-Szene national wie international in der zeitgenössischen Kunstszene trotz höchster Qualität, Aktualität und Reichweite stark unterrepräsentiert, sagt Sören Gerhold, Kurator und Gründer von STADT.WAND.KUNST.
Um daran etwas zu ändern, wollen die Organisator*innen und Künstler*innen nun ein internationales Netzwerk für Streetart-Projekte gründen.
Streetart ist männlich dominiert
Streetart gibt es bereits seit Jahrzehnten. Eines der ersten großen Wandgemälde entstand Ende der 60er-Jahre an der Großen Freiheit in Hamburg. Etwa seit der Jahrtausendwende ist die Bewegung immer stärker geworden, besser organisiert und sie sucht legale Wege für ihre Kunst.
Viele Street-Artist*innen kommen aus der Graffitiszene, diese Szene sei stark männlich dominiert, sagt Jasmin Siddiqui, alias „Hera“: „Ein grundlegender Gedanke des Graffiti-Writings ist, das Revier zu markieren“, so Jasmin Siddiqui. Frauen und Mädchen läge dies eher fern.
Streetartists sind Geschichtenerzähler
Wie Jasmin Siddiqui möchten viele der aktuellen Streetart-Künstler*innen bei den Passanten zum Nachdenken anregen. Sie verstehen sich als Geschichtenerzähler, deren Bilder mehr sein sollen als reiner Wandschmuck.
In Mannheim nehmen viele der Murals deshalb auch Bezug auf ihre direkte Umgebung, etwa eine Schule, ein Hospiz oder eine ehemalige Militär-Anlage. Entstanden ist damit ein frei zugängliches Museum mit Kunst für alle.
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Street Art „Stadt.Wand.Kunst” in Mannheim: Die Stadt als frei zugängliches Museum
Regelmäßig lädt „Stadt.Wand.Kunst” nationale und internationale Street Artists nach Mannheim ein, um neue „Murals“, also Wandbilder, anzufertigen. Die Stadt ist damit das erste frei zugängliche Museum für Fassadenkunst in Baden-Württemberg.