Gespräch

Studie zu Muslimfeindlichkeit: Niemand möchte rassistisch sein, doch die meisten sind es

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INTERVIEW
Astrid Tauch

„In der deutschen Bevölkerung gibt es zwar eine breite Zustimmung zu antirassistischen Positionen, aber das koppelt sich mit einer hohen Vorurteilsbereitschaft gegenüber Muslimen“, sagt Kai Hafez. Der Politikwissenschaftler gehört zum „unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit“, der seinen ersten Bericht vorgestellt hat.

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Es fehlt an Grundwissen über den Islam

Im Westen schreibe man den 1,5 Milliarden Musliminnen und Muslimen weltweit eine starke Frömmigkeit zu, so Hafez. Aber es gebe auch viele Muslime, die ihren Glauben gar nicht praktizieren. Politischer Fundamentalismus sei gar nur bei einem Bruchteil der Muslime bedeutsam.

Den Grund für die Vorurteile gegenüber muslimischen Menschen sei das fehlende Grundwissen über den Islam, auch in gebildeteren Schichten. Problematisch sei auch, dass die Medien in Deutschland ein auf Konflikte zugespitztes Islambild verbreiten würden, sagt Hafez: „Jeder terroristische Akt ist in den Medien, aber die normalen Lebenswelten werden oft ausgeblendet.“

Kritik darf nicht in Feindseligkeit ausarten

In den sozialen Medien gebe es eine krude Islamfeindlichkeit. Dabei sei es legitim, den Islam punktuell zu kritisieren und auf Missstände hinzuweisen. Das müsse man abgrenzen von einer Islamfeindlichkeit, sagt Hafez.

Aber: „Man darf nicht immer nur das Negative sehen, sondern auch die positiven Seiten. Wir sehen in den Medien und in den Kulturinstitutionen eine starke Fixierung auf diese negativen Aspekte.“

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