Vierbeiniger Seelenpartner

Was wir von Hunden lernen können

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Sie retten Verschüttete, führen Blinde, trösten Kinder und arbeiten mit ihrer Spürnase bei der Polizei: Hunde sind wahre Alleskönner.

Warum sie so gut zu uns passen und was wir von ihnen lernen können, hat uns Hundecoach Andreas Ohligschläger erzählt.

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SWR1: Schulhund Bille arbeitet am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Neuwied. Er spürt, wenn es einem Kind schlecht geht. Können Sie erklären, wie das funktioniert?

Andreas Ohligschläger: Der Hund ist viel instinktiver und mit seinen Sinnen unterwegs als wir. Wir haben es ein Stück weit verlernt, mit unseren Sinnen durchs Leben zu gehen. Wir sind sehr kopfgesteuert. (...) So gehe ich auch in meinen Coachings vor und frage die Leute: Nehmen Sie überhaupt noch Ihre Umwelt wahr, wenn Sie mit dem Hund spazieren gehen? Das können Hunde hervorragend. Deshalb ist es für sie eine Leichtigkeit zu spüren, ob es einem Menschen gut oder schlecht geht, ein Gewitter oder Erdbeben kommt oder was auch immer. Wenn ein Hund spürt, dass es einem Kind schlecht geht, geht er hin und tröstet es und gibt dem Kind das Gefühl von Sicherheit. Wenn der Hund damit nicht täglich über Stunden überfordert wird (...) und auch Pausen macht, dann kann der Hund dem Menschen richtig gute Energie geben und das Gefühl geben, dass jemand für ihn da ist.

SWR1: Was können wir Menschen denn von Hunden lernen?

Ohligschläger: Ich glaube, wir haben ein Stück weit verlernt, menschlich zu sein. Ich komme ein Stück noch aus der alten Schule – die Tür aufhalten, respektvoller Umgang, höflich sein. Heutzutage wird sich noch nicht einmal richtig gegrüßt. Ich glaube, dass wir Menschen unseren Hunden häufig verbieten, in die Kommunikation zu gehen, weil wir Menschen auch nicht mehr so direkt kommunizieren können. Deshalb können wir von den Hunden lernen, uns wieder ein Stück weit mehr an die Umgangsformen zu halten. Viele Hunde sind gar nicht so antisozial, wie Menschen sie machen.

Wir können von den Hunden lernen, uns wieder ein Stück weit mehr an die Umgangsformen zu halten.

SWR1: Sie sagen, man muss zu den Hunden eine Beziehung aufbauen und sie nicht erziehen. Wie geht man das mit einem jungen Hund an?

Ohligschläger: Korrekt. Ich finde, Vertrauen ist eine ganz wichtige Basis für eine Mensch-Hund-Beziehung. Aber man kann natürlich jeden Hund erziehen und ihm Tricks beibringen, ihn trainieren und konditionieren. Das hat auch alles seinen Platz. Aber die Beziehung steht für mich im Vordergrund. Vor allem die Beziehung zu sich selbst. Wer an sich ausgeglichen ist, hat meist auch einen ausgeglichenen vierbeinigen Weggefährten an seiner Seite.

SWR1: Aber manchmal stimmt die Chemie zwischen Mensch und Hund auch nicht, oder?

Ohligschläger: Ja, das ist wie bei uns Menschen. Aber in Hunde verlieben wir uns schneller als in Menschen. Wenn wir einem Hund begegnen, braucht er nur einmal mit dem richtigen Blick zu schauen und wir schmelzen dahin. Bei Mensch-Mensch-Beziehungen ist das etwas anders, weil wir gelernt haben, dass uns Menschen auch einmal im Leben verletzen können. Und dann schützen wir uns vor der nächsten Begegnung, vor allem, wenn man sich neu verliebt. Bei dem Hund ist das etwas anders. Er enttäuscht uns in diesem Sinne nicht und deshalb haben wir viel schneller unser Herz geöffnet.

Die vollständige Version des Interviews können Sie oben im Artikel hören.

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Vitt.

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