Er hat langes, schwarzes Fell, ist drei Jahre alt und heißt Enzo. Der Flat Coated Retriever ist der Schulhund der Martinus-Grundschule in Mainz-Weisenau. Und sein "Frauchen" ist Grundschul-Rektorin Susanne Klemm. Wir haben sie gefragt, ob Enzo eigentlich eher Lehrkraft oder eher Schüler ist.
SWR1: Ist Enzo eher Lehrkraft oder Schüler – oder beides?
Susanne Klemm: Oh, er ist eigentlich alles. Er lernt super gerne und will einfach nur gefallen. Das würden wir uns manchmal auch von den Schülern so wünschen. Aber Enzo ist auch der beste Lehrer im Unterricht.
SWR1: Jetzt gibt es ja bei Ihnen auch eine Hunde-AG. Was machen die Schülerinnen und Schüler mit Enzo?
Klemm: Bei der Hunde-AG wird nochmal anders als im Unterricht geschaut. Was macht der Hund denn gerne? Der Hund bewegt sich gerne und die Kinder bauen ihm ganz oft einen Parcours auf. Die Kinder müssen wissen, welche Zeichen sie dem Hund geben, ob das verbal oder nonverbal ist. Und der Hund muss die Kinder eben auch verstehen.
SWR1: Inwiefern hilft Enzo denn auch im normalen Unterricht?
Klemm: Da ist es so, dass Enzo eigentlich durch seine Präsenz im Unterricht eine sehr positive Wirkung hatte auf die Klasse, in der er ist. Er strahlt eine Ruhe aus, wir haben eine ganz entspannte Arbeitsatmosphäre.
SWR1: Aber wo ist er denn dann? Liegt er neben dem Pult?
Klemm: Sehr unterschiedlich. Er ist nicht an der Leine. Bevor er in eine Klasse geht, werden mit den Kindern Regeln besprochen. Da geht voraus, dass die Kinder die Körpersprache des Hundes kennen, sie auch wahrnehmen können und sich an Regeln halten im Umgang mit dem Hund. Er hat dann eine beruhigende Wirkung. Egal, ob er sich an die Füße des Kindes legt während der Arbeitsphase oder auch mal herum geht und schaut.
SWR1: Aber das stelle ich mir schwierig vor. Dann läuft Enzo während des Unterrichts vielleicht mal durch die Reihen – lenkt er da nicht ab?
Klemm: Eigentlich weniger, weil die Kinder wissen: Da wo es besonders still ist und gemütlich, da legt er sich hin. Es ist besonders ruhig mit Enzo im Unterricht.

SWR1: Jetzt ist Enzo ja nicht einfach so in der Schule aufgetaucht, sondern Sie haben mit ihm – da war er ein Jahr alt – einen Kurs "Tiergestützte Pädagogik" in Bernkastel-Kues gemacht. Wie kamen Sie darauf?
Klemm: Zum einen finde ich die Idee ganz toll, dass ein Tier im Unterricht die Schule begleitet. Mir war besonders wichtig zu erfahren, wie die Sprache des Hundes ist, damit ich sie verstehe, die Signale richtig wahrnehmen und dieses Wissen im Unterricht nutzbar machen kann und damit für einen Wohlsein bei Kindern und bei Hund sorge.
Es gibt so viele tolle Wirkungen des Hundes auf die Kinder. Ob das Aufbau von Kommunikationsfähigkeit ist, wenn die Kinder dem Hund was vorlesen oder ihm den Vortrag in der Übungsphase vortragen oder Rechenaufgaben mit dem Hund machen. Dann sind die Kinder viel motivierter und aufmerksamer bei der Sache und haben natürlich einen Riesenspaß. Auch das hat mich fasziniert.
Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.