Tom Bartels schätzt die Lage ein

Bundesliga-Auftakt 2023/24

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MODERATOR/IN
Claudia Deeg
Claudia Deeg (Foto: SWR)

Die Sommerpause ist endgültig vorbei, die Bundesliga geht wieder los. ARD-Reporter Tom Bartels mit seiner Einschätzung zu Bayern, Mainz und wer absteigen könnte.

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Bundesliga-Auftakt 2023/24: Wird Bayern wieder Meister?

SWR1: Vergangene Woche haben die Bayern gegen Leipzig im Supercup 0:3 zu Hause verloren. Im Prinzip haben die Bayern da weitergemacht, wo sie letzte Saison aufgehört haben. Das heißt, der Druck ist nicht kleiner geworden, oder?

Tom Bartels: Nein, auf keinen Fall. Und wenn ich jetzt nach einem Meistertipp gefragt würde, hätte ich wahrscheinlich bis vor zwei Wochen sicher gesagt die Bayern. Aber da habe ich jetzt doch meine Zweifel.

Die Zweifel sind einfach größer geworden durch die Art des Spiels und auch durch die Aussagen von Thomas Tuchel (Trainer der Bayern, Anm.d.Red.) hinterher. Und auch dadurch, dass andere Mannschaften offensichtlich deutlich stärker geworden sind beziehungsweise sich sehr gut verbessert haben. Da würde ich mal ein Fragezeichen setzen, ob das dieses Jahr ein Selbstläufer wird. Wir haben schon im letzten Jahr gesehen, dass die Bayern an ihren Grenzen waren.

Bayern-Bremen (Foto: picture-alliance / Reportdienste, SvenSimon | Frank Hoermann / SVEN SIMON)
Saisonauftakt am Freitag: Bremen — Bayern. Das letzte Aufeinandertreffen endete 6:1 für die Münchner. Wie gehts diesmal aus?

Harry Kane: Teuerster Bundesliga Transfer aller Zeiten

SWR1: Harry Kane aus England soll die Bayern aus der Krise schießen, er ist der teuerste Bundesliga-Transfer aller Zeiten. Wenn das funktioniert, dann wird die Bundesliga-Saison ja doch wieder langweilig. Oder?

Bartels: Ja, ich glaube nicht, dass Harry Kane allein alle Probleme der Bayern löst. Er wird seine Tore dort machen. Aber ich glaube nicht, dass er jetzt für die Bayern in dem Sinne der Heilsbringer ist. Die Bayern haben zu viele andere Themen, die sie lösen müssen. Das hat man gegen Leipzig im Supercup deutlich gesehen.

Wieder einstelliger Tabellenplatz für Mainz 05?

SWR1: Was ist denn mit dem rheinland-pfälzischen Vertreter Mainz 05? Da war die vergangene Saison ja eigentlich ganz ordentlich, auch wenn es für Europa nicht gereicht hat. Was ist den Mainzern dieses Jahr zuzutrauen?

Bartels: Ich traue den Mainzern einen Mittelfeldplatz zu. Ich glaube nicht, dass es ihnen gut tut, wenn sie weiter nach oben schauen. Es sind dort einfach unglaublich viele Mannschaften letztes Jahr unter ihren Möglichkeiten geblieben. Allen voran Bayer Leverkusen, auch Union Berlin hat sich ordentlich verstärkt. Das sind Mannschaften, die aus meiner Sicht für Mainz sehr schwer zu überholen sind.

Ganz oben sind für mich vier Mannschaften fast gesetzt. Und dann ist man schon bei Platz sieben, acht, neun. Ich hoffe, dass da die Ansprüche im Umfeld nicht zu hoch sind. Ich weiß, dass in Mainz alle sehr realistisch sind. Die Mannschaft ist ziemlich unverändert. Es gibt ein paar junge Hoffnungsträger, aber ich würde sie im Mittelfeld sehen.

Mainz 05 Trainer Bo Svensson gibt Anweisungen. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, HJS Sportfotos | Hans-Jürgen Schmidt)
Mainz-Trainer Bo Svensson gibt seinen Spielern Anweisungen. Letzte Saison Platz 9, was ist diesmal drin?

Heidenheim vor erster Bundesliga-Saison

SWR1: Der 1.FC Heidenheim spielt zum ersten Mal Bundesliga. Da ist das Ziel klar, Klassenerhalt. Mit wem werden die Heidenheimer darum kämpfen müssen?

Bartels: Ich glaube, die Namen sind bekannt. Das sind Bochum, Darmstadt, womöglich auch Augsburg. Aber ich traue Heidenheim wirklich zu, dass sie drinbleiben. Alles, was ich mitbekomme, sind sehr, sehr kluge Aussagen. Sie haben in Heidenheim so unglaublich viel richtig gemacht, schweben auf einer Sympathiewelle. Alles, was ich von Heidenheim bis zur ersten Pokalrunde gesehen habe, überzeugt mich. Und deswegen glaube ich wirklich, dass sie realistisch eine Chance haben drinzubleiben.

SWR1: Mit Heidenheim, Darmstadt, Augsburg sind ja jetzt einige eher kleinere Vereine in der Bundesliga. Da ist schon von der Verzwergung der Liga die Rede. Ist da was dran?

Bartels: Ja, wir spüren das ganz nüchtern in der Sportschau und den Einschaltquoten. Wenn die großen Vereine wie Hamburg, Schalke oder auch Hertha in der zweiten Liga spielen, haben die einfach eine andere Fan-Wucht. Wenn man sich allein anguckt, wie viele Fans sogar bei Kaiserslautern in der zweiten Liga mitreisen, das sind mehr als bei den meisten Bundesligisten. Sie haben einen höheren Zuschauerschnitt, und das ist natürlich schon ein Thema.

Große Vereine wie Hamburg oder Schalke haben einfach eine andere Fan-Wucht

Aber das soll nicht schmälern, was andere Vereine wie auch Hoffenheim oder Heidenheim leisten und erreichen. Aber man muss sich anschauen, was in der zweiten Liga beim Zuschauerschnitt aktuell besteht. Und da ist Lautern ganz vorne zu nennen.

FCK Fans auf Schalke (Foto: picture-alliance / Reportdienste, dpa/Revierfoto)
Immer laut, immer viele: Die Fans des 1.FC Kaiserslautern unterstützen auch in der 2.Liga, wie hier auf Schalke.

SWR1: Aber das gibt natürlich auch ein gewisses Bild nach außen ab. Und international war der deutsche Fußball zuletzt nicht wirklich großartig.

Bartels: Das stimmt, was die Nationalmannschaft angeht. In Europa gibt es — siehe Eintracht Frankfurt oder meistens auch die Bayern — schon die eine oder andere Ausnahme, letztes Jahr auch Leverkusen. Also es ist sicherlich nicht alles schwarz zu sehen oder alles schlecht. Viele große Klubs haben einfach unglaublich viele Fehler gemacht. Und in diese Lücken sind andere Klubs wie zum Beispiel Heidenheim geschlüpft. Also das Heidenheim in der zweiten Liga vor Hamburg landen kann — da muss Hamburg sehr viel falsch machen und Heidenheim sehr viel richtig.

Das Interview führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

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