Das dritte Jahr danach

Nach der Brustkrebs Behandlung: So geht es Sabine Schwiemann heute

Stand
Das Interview führte
Frank Jenschar
Interview mit
Sabine Schwiemann
Onlinefassung
SWR1

2022 wurde bei Sabine Schwiemann aus der Eifel Brustkrebs diagnostiziert. Nach der abgeschlossenen Therapie sprechen wir immer wieder mit ihr über ihr Leben nach der Erkrankung.

Sabine Schwiemann: Es gibt ein Leben "vor" und "nach" der Brustkrebs-Diagnose

SWR1: Wie geht es Ihnen denn heute?

Sabine Schwiemann: Es geht mir ganz gut, das Leben ist nicht mehr das gleiche. Es gibt tatsächlich diese Zäsur. Es gibt ein Leben vor und es gibt ein Leben nach der Diagnose.

SWR1: Krebs löst natürlich auch viele Ängste aus. Wie sind sie damit umgegangen? Oder wie gehen sie damit um?

Schwiemann: Zunächst einmal hatte ich mich entschieden, meine Diagnose öffentlich zu machen, weil ich hier in der Region recht bekannt bin und ich dachte, wenn mir die Haare ausfallen, dann sieht es ohnehin jeder. Und dann habe ich mich einfach entschieden: "Gut, ich geh' da einfach frontal drauf zu!" Das habe ich dann in den sozialen Medien öffentlich gemacht, dass ich Krebs habe.

Ich habe [...] eine Woge aus Empathie erlebt, die mich durch meine gesamte Akut-Therapie getragen hat.

Nach der Brustkrebs-Diagnose: Die Menschen haben Sabine Schwiemann getragen

Was sich daraus entwickeln würde, das habe ich damals nicht absehen können, denn ich habe durch dieses öffentlich machen eine Woge aus Empathie erlebt, die mich durch meine gesamte Akut-Therapie getragen hat. Es war sogar so, dass, als ich mal länger im Krankenhaus bleiben musste, mir Menschen, die ich gar nicht kenne, Geschenke und Karten ins Krankenhaus geschickt haben.

Das klingt jetzt vielleicht für jemanden, der gesund ist und der so etwas noch nie erlebt hat etwas lapidar, aber das hat mich schon auch getragen, neben meiner Familie natürlich, meinem Mann und meinen Freunden.

Neben der Behandlung von Brustkrebs ist vor allem auch die Brustkrebs-Vorsorge ein wichtiger Baustein in der Krebsbekämpfung. Ein Bestandteil der Brustkrebs-Vorsorge ist zum Beispiel auch eine regelmäßige Mammographie.
Neben der Behandlung von Brustkrebs ist vor allem auch die Brustkrebs-Vorsorge ein wichtiger Baustein in der Krebsbekämpfung. Ein Bestandteil der Brustkrebs-Vorsorge ist zum Beispiel auch eine regelmäßige Mammographie.

SWR1: Sie haben dann auch eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen, die "Rosa Runde". Wie wichtig ist der Austausch mit anderen?

Schwiemann: Es ist in der Tat so, dass Menschen, die so etwas schon mal erlebt haben, einfach wissen, wie das ist. Welche Ängste man hat und wie anstrengend alles ist und wie schwierig es ist, auch nach so einer Behandlung wieder in ein normales Leben zurückzukommen.

Da ist der Austausch mit Gleichgesinnten unglaublich wichtig. Ich hatte direkt am Anfang nach meiner Diagnose das Glück, dass ich tatsächlich eine Facebook-Gruppe gefunden habe namens "Brustkrebs" und das ist eine sehr seriös moderierte, geschlossene Gruppe. Und da sind mir sehr viele Fragen auch beantwortet worden, die ich dann teilweise nachts hatte.

Es ist so, wenn man es selbst erlebt hat, dann weiß man einfach, worüber man spricht.

Sabine Schwiemann sagt, der Austausch mit anderen Brustkrebs-Patientinnen ist wichtig: "Man weiß einfach worüber man spricht!"

Gerade am Anfang rattert das natürlich ungemein im Kopf und man hat auch wirklich die wildesten Vorstellungen und die wildesten Fragen. Und über diese Gruppe habe ich tatsächlich eine Frau kennengelernt, selbst eine Betroffene hier aus der Eifel – aus der Nachbarschaft sozusagen – und wir sind heute sehr eng befreundet und wir haben gemeinsam die „Rosa Runde“ gegründet.

Weil wir beide gemerkt haben, "das Außen" versucht natürlich empathisch auf uns zu reagieren, aber es ist einfach so, wenn man es selbst erlebt hat, dann weiß man einfach, worüber man spricht.

Die rosafarbene Schleife als Symbol.
Mit mehr als 70.000 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland.

SWR1: Sie haben es öffentlich gemacht über die sozialen Netzwerke, dann die Gründung der Selbsthilfegruppe. Würden Sie in Bezug auf ihre Krebserkrankung alles wieder genauso machen?

Schwiemann: Im Wesentlichen, ja. Ich habe für mich damals entschieden: "Was ist mir wichtig?" Mir war wichtig, Lebensqualität zu haben. Mein Tumor schien zunächst mal – meine Ärztin sagte damals: "Ein Feld-Wald-Und-Wiesen-Tumor" zu sein und sie machte mir Mut "Sabine, das ist nicht schön, aber das kriegen wir hin."

Ich habe mir wirklich ganz bewusst jede Woche mindestens zwei schöne Dinge eingeplant, auf die ich mich freuen konnte.

Dann hat sich leider herausgestellt, dass es doch ein wenig ernster war. Das heißt, ich habe mich natürlich gefragt: "Was ist mir wichtig?" Da habe ich gedacht, ich mache einfach das Beste draus. Ich habe sehr viele schöne Dinge gemacht. Ich habe mir wirklich ganz bewusst jede Woche mindestens zwei schöne Dinge eingeplant, auf die ich mich freuen konnte.

Das war mal ein Spaziergang mit einer Freundin, eine Ausstellung, ein Konzert, Freunde treffen. Ich war noch nie so viel essen wie in dieser Zeit. Ich hab mich also mit Freunden auch mittags getroffen zum Essen. Dann gab es natürlich auch eine Zeit nach meiner Sepsis, wo ich dann nicht mehr so viel rausgehen konnte, bis zum Ende meiner Chemo.

Da hat mich das Klavierspielen gerettet. Ich hatte ein paar Wochen vor meiner Diagnose wieder mit Klavierunterricht angefangen. Das ist ein Kindheitstraum, den ich mir erfüllt habe und das hat mich tatsächlich durch die ganze Erkrankung und auch durch diese Akut-Therapie getragen. Und wenn gar nichts mehr ging, dann hab ich mich einfach zu Hause ans Klavier gesetzt.

Brustkrebspatientin erzählt Wie geht man mit der Diagnose Brustkrebs um?

Bei Sabine Schwiemann wurde vor neun Monaten Brustkrebs diagnostiziert. Im SWR1 Interview erzählt sie von den Schwierigkeiten, mit der Diagnose umzugehen und was ihr geholfen hat.

Der Vormittag SWR1 Rheinland-Pfalz

Hillesheim

Diagnose Brustkrebs Austausch für Betroffene von Brustkrebs in der Selbsthilfegruppe "Rosa Runde"

SWR1 Hörerin Sabine Schwiemann aus Hillesheim in der Eifel hat im letzten Jahr die Diagnose Brustkrebs bekommen und beschlossen, eine Selbsthilfegruppe zu gründen.

Der Vormittag SWR1 Rheinland-Pfalz

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