Ein Mähdrescher erntet Weizen. Russland sperrt sich gegen eine Verlängerung des Abkommens zur Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. Ein Auslaufen der Initiative hätte schwere Konsequenzen - für ärmere Länder und für die Welt. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/AP | Efrem Lukatsky)

Gestopptes Getreideabkommen

Welthungerhilfe: "Es trifft die Ärmsten und Hungernden"

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SWR1-Moderator Michael Lueg (Foto: SWR, SWR1 -)
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Alle Appelle und Verhandlungen waren erfolglos. Das gescheiterte Getreideabkommen hat gravierende Folgen vor allem für die Ärmsten.

Alle Appelle und Verhandlungen waren erfolglos. Zwei Mal wurde das Getreideabkommen verlängert, jetzt sagt Russland Nein zu einer Fortsetzung des Getreidedeals. Besonders ärmere Länder sind auf den exportierten Mais und Weizen aus der Ukraine angewiesen. Hilfsorganisationen sehen die Entscheidung mit Sorge. Mathias Mogge, Generalsekretär der Deutschen Welthungerhilfe, sagt im SWR1 Interview, dass die Preise für Getreide jetzt wieder steigen werden.

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SWR1: Wie sehr trifft dieser Ausfuhrstopp die armen Länder? 

Mathias Mogge: Die armen Länder leiden schon wirklich seit langer Zeit unter sehr, sehr hohen Preisen für Nahrungsmittel und jede Verunsicherung der Märkte führt wieder dazu, dass tendenziell Preise auf den Weltmärkten für Getreide und für Öl steigen. Sie sind zuletzt eigentlich etwas gesunken, aber man muss davon ausgehen, dass das Ende dieses Getreideabkommens dazu führt, dass Preise wieder steigen werden. Und das trifft in der Regel die Ärmsten und die Hungernden.

SWR1: Das sind jetzt die Auswirkungen. Wie sehr trifft es denn diese Länder? 

Mogge: Rund 45 Länder sind auf praktisch permanente Nahrungsmittel-Lieferungen angewiesen, auf Hilfslieferungen angewiesen – so muss man eigentlich sagen. Das heißt, ohne diese Nahrungsmittel-Hilfslieferungen sind diese Länder überhaupt nicht in der Lage, ihre Bevölkerung zu ernähren. Da gehören Länder dazu wie der Sudan, Somalia, Kenia, aber auch Jemen. Organisationen wie das Welternährungsprogramm, die also massiv Getreide aufkaufen, um diese Nahrungsmittel-Hilfen zu bewerkstelligen, müssen natürlich entsprechend mehr Geld aufbringen, um teures Getreide zu beschaffen.

SWR1: Dass der russische Präsident Lebensmittelexporte als Druckmittel benutzt, ist ja bekannt. Warum wird bedürftigen Ländern nicht geholfen, sich unabhängiger zu machen, indem man zum Beispiel versucht, den Eigenanbau zu fördern?

Mogge: Das wird versucht. Das versuchen sehr viele Organisationen, auch die nationalen Regierungen selber. Das reicht allerdings erstens nicht aus und zweitens kommen weitere Gründe dazu, wie die vielen Konflikte, der Klimawandel, die dazu führen, dass immer wieder gute Initiativen zusammenbrechen, gestört werden, Menschen vertrieben werden aufgrund der Konflikte und sie überhaupt nichts anbauen können.

SWR1: Was muss denn jetzt passieren, um die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das schwarze Meer abzufangen?

Mogge: Die Weltgemeinschaft sollte versuchen, diesen Deal trotzdem irgendwie aufrecht zu erhalten. Und es ist nach wie vor wichtig, dass man versucht, die Anstrengungen — gerade der afrikanischen Landwirtinnen und Landwirte — zu fördern. Es nützt auch nichts, jetzt noch mehr Getreide hier in Europa anzubauen und das nach Afrika zu schiffen. Das ist auch nicht die Lösung.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

Mehr Informationen

Website der Welthungerhilfe

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