Heizunsgbauer Mario Schunk

"Das Gebäudeenergiegesetz ist so nicht umsetzbar"

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Michael Lueg
SWR1-Moderator Michael Lueg (Foto: SWR, SWR1 -)
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Das umstrittene Gebäudeenergiegesetz soll im Bundestag verabschiedet werden. Um die praktische Seite des Gesetzes zu betrachten, haben wird mit einem Heizungsbauer gesprochen.

Mario Schunk ist Heizungsbauer in Neuwied. Im SWR1 Interview erklärt er uns, was er als Fachmann vom neuen Gebäudeenergiegesetz hält.

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SWR1: Wenn Sie die Grünen und den Rest der Bundesregierung beraten dürften, was wären Ihre Haupt-Punkte?

Mario Schunk: Meine Hauptpunkte wären, dass man mal mit der Heizungs-Innung oder so sprechen sollte, bevor man irgendein Gesetz auf den Weg bringt. Und, dass man sich vielleicht mal von Fachleuten beraten lassen sollte, welchen Weg man wie einschlagen sollte.

SWR1: Wo klemmt es da Ihrer Meinung nach am meisten?

Schunk: Am meisten daran, dass die ganze Bevölkerung verunsichert wird. Es werden keine klaren Aussagen getroffen und einfach etwas hingeworfen, was getan werden muss. Also der Sinn dahinter ist klar, aber es ist halt nicht überall auf der Stelle und sofort umsetzbar.

SWR1: Laut Statistik ist durch das angedachte Heizungsgesetz genau das Gegenteil von dem passiert, was gewünscht war: Es sind mehr Gasheizungen und weniger Wärmepumpen verkauft worden. Ist das bei Ihnen in Neuwied auch so?

Schunk: Ja, natürlich. Wir haben 70 Prozent Zuwachs zu Gas- und Ölheizungen im Vergleich zum vergangenen Jahr.

SWR1: Ist die Wartezeit zu Wärmepumpen immer noch so groß?

Schrunk: Wenn Sie jetzt aktuell bei mir eine bestellen würden, müssten Sie anderthalb Jahre darauf warten. Und da ist es egal, von welchem Hersteller sie kommt.

SWR1: Wärmepumpen werden gar nicht überall genehmigt, weil deren Geräusche Nachbarn stören können. Erleben Sie sowas auch?

Schunk: Ja, natürlich. Nicht, dass man das falsch versteht. In einen Neubau gehört eine Wärmepumpe rein. In einem Altbau muss man es sich angucken. Da funktionieren er Hybridanlagen oder so. Aber man hat auch viel mit Bestandsschutz, mit Architekturen, mit Vorschriften, mit Geräuschkulissen, mit enger Bebauung und so weiter zu tun. Da gibt es sehr viele Richtlinie, die man auch einhalten muss, gerade in Bezug aufs Denkmalschutz.

SWR1: Wärmepumpen brauchen modern gebaute Häuser. Ich habe von Schornsteinfegern und Heizungsbauern gehört, dass 75 Prozent der Häuser in Deutschland gar nicht wärmepumpenfähig sind, wenn man nicht um die 150.000 Euro in die Dämmung und so weiter investiert. Wie sind Ihre Erfahrungen?

Schunk: Ja, das ist gar nicht so hoch gegriffen. Deswegen habe ich eben erwähnt, dass man sogenannte Hybridanlagen benutzen kann. Oder man kann auch Klimaanlagen nutzen, was auch Wärmepumpen sind, um ein bisschen dazu zu heizen.

(...) Als Erstes muss das Dach, wo die Wärme hinweggeht, neu und abgedichtet sein. Der Keller und die Fenster müssen auch dicht gemacht werden. Und wenn ich dann noch das Haus Dämme, brauche ich auch noch eine zentrale Lüftungsanlage, damit mein Haus nicht schimmelt. Das heißt: Die 150.000 Euro sind nicht weit hergeholt.

SWR1: Haben Sie als Fachmann alles, was zu de, Gesetz geplant ist verstanden?

Schunk: Ja, schon. Aber so, wie das Gesetz auf den Weg gebracht werden soll, ist es nicht umsetzbar. Ein Beispiel ist Berlin. Schauen Sie sich das Stromnetz in Berlin an: Da kann man noch nicht mal einen Durchlauferhitzer dran schrauben, ohne nachzufragen, ob das überhaupt funktioniert, weil das Leitungssystem einfach nicht dafür ausgelegt ist.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

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