Wie sinnvoll die Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung waren, darüber berät der Gesundheitsausschuss im rheinland-pfälzischen Landtag mit vielen Experten. Einer von ihnen ist Professor Bodo Plachter, Virologe an der Unimedizin Mainz. Während der Pandemie informierte er in SWR1 Rheinland-Pfalz regelmäßig über das Coronavirus und beriet später auch die Landesregierung.
Kritik an den Corona-Maßnahmen
SWR1: Wie selbstkritisch müssen wir alle sein, Sie als Wissenschaftler, die Politiker und auch wir als Journalisten, wenn es um Corona geht?
Bodo Plachter: Ich glaube, grundsätzlich müssen wir uns jetzt genau anschauen, was während der Corona-Pandemie gelaufen ist. Und hier muss man vor der eigenen Haustür kehren, was die Wissenschaft möglicherweise verbessern kann, auch im Umgang mit solchen Ausbruchsgeschehen. Das ist ganz wichtig, dass man sich das anschaut. Und das ist ja auch sicherlich das Thema im Ausschuss.
SWR1: Aber nicht nur nach dem Motto "Hinterher ist man immer schlauer", sondern auch mit Blick in die Zukunft, auf künftige Pandemien?
Plachter: Ja, man sollte schon jetzt aus dem, was wir gelernt haben, einen Nutzen ziehen. Wir haben einen Schatz von Informationen erhalten, den wir auch irgendwo umsetzen und für zukünftige Ereignisse möglicherweise daraus lernen sollten. Man sollte es nicht einfach liegen lassen, sondern wirklich kritisch die eigenen Bereiche hinterfragen, wo man Dinge besser machen kann.
Corona ist auch 2024 noch ein Thema
SWR1: Gibt es Corona noch?
Plachter: Ja, Corona gibt es immer noch und es wird auch bleiben, denke ich mal. Nur ist es deutlich in den Hintergrund getreten, dadurch dass über die Impfung und Infektionen, die Immunitätslage mittlerweile so gut ist, dass es kein wirkliches kritisches Thema mehr für die allermeisten ist. Das heißt, es ist einfach eine ganz normale Situation. Corona hat sich eingereiht in den Reigen der Infektionserreger, die eben bei uns vorkommen und die Atemwege betreffen können.
SWR1: Würden Sie sagen, das war vorhersehbar, dass Corona ein Virus sein würde, wie jedes andere auch?
Plachter: Vorhersehbar ist immer eine gewagte Aussage. Aber es war eigentlich schon zu erwarten, dass die Viren sich an uns und wir uns an die entsprechenden Erreger anpassen. Das heißt, es war "erhoffbar", und ist entsprechend eingetreten. Natürlich muss man die Geschehnisse weiter beobachten und das wird ja auch getan durch die entsprechenden Gesundheitsbehörden.
SWR1: Es gibt Meldungen über die Ausbreitung einer neuen Variante (genannt "Flirt"). Muss das einen nicht bekümmern?
Plachter: Es wird in der Zukunft immer wieder neue Varianten geben. Das ist ganz normal und ähnlich, wie auch bei Influenza, bei der Grippe. Diese Varianten werden genau beobachtet. Natürlich wird man immer schauen, ob sie möglicherweise wieder Probleme machen. Bislang ist das nicht so. Man muss nur die Impfstoffe jeweils anpassen an die neuen Varianten, aber auch das ist ähnlich wie zum Beispiel bei der Grippe.
Das Interview führte Claudia Deeg.