Feuerwehr Symbolbild (Foto: SWR, Jürgen Härpfer)

Landrätin macht Feuerwehrausbildung

Bettina Dickes: "Wenn eine Großkatastrophe kommt, trage ich dafür die Verantwortung"

Stand
MODERATOR/IN
Claudia Deeg
Claudia Deeg (Foto: SWR)

Die Feuerwehren im Land hatten nach dem Unwetter einiges zu tun: Umgestürzte Bäume, vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und Menschen, die aus ihren Autos befreit werden mussten.

Viel Arbeit, aber wenig Personal

Vor allem vielen Freiwilligen Feuerwehren fehlen Einsatzkräfte. In Bad Sobernheim hat sich Bettina Dickes bei der Feuerwehr angemeldet, sie ist CDU-Politikerin und Landrätin im Kreis Bad Kreuznach.

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SWR1: Sie haben sich zum aktiven Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr verpflichtet, um einen echten Eindruck zu bekommen. Wie ist Ihr Eindruck, wo liegen die Probleme?

Bettina Dickes: Grundsätzlich ist eins der größten Probleme das Thema des Personals. Es gibt zu wenig Freiwillige. Wir haben die erste Gemeinde, wo überlegt wird, eine Pflichtfeuerwehr einzuführen. Wir haben schon versucht – und das merke ich hier auch – unsere Feuerwehren gut auszustatten, aber das Personal fehlt. Und das Thema in der Bevölkerung, dass immer mehr die Feuerwehr gerufen wird, wenn man irgendwelche Probleme hat. Die Ratte ist im Gully eingeklemmt und dann muss die Feuerwehr kommen. Im nächsten Moment – ich sage es mal vorsichtig – wird das Rattengift ausgelegt. Das heißt, die Erwartungshaltung an die Feuerwehren ist schon relativ groß.

SWR1: Hält die Gefahr bei einem Einsatz die Menschen davon ab, sich zu engagieren?

Dickes: Das ist eine ganz schreckliche Sache, wenn man beim Helfen diesen Einsatz mit dem eigenen Leben bezahlt. Aber die Rückmeldungen, die ich auf der Straße bekomme, warum macht ihr nicht mit bei der Feuerwehr, ist: Das ist mir zu viel. Da habe ich keine Lust. Das Wort Angst habe ich noch nicht als Begründung gehört.

SWR1: Rechnen Sie denn damit, tatsächlich einmal zu einem brennenden Haus gerufen zu werden?

Dickes: Ja, damit rechne ich schon. Und dann kommt die Ehrlichkeit dazu, wenn ich gerade eine Kreistagssitzung leite, werde ich nicht zum Einsatz fahren können. Wenn der Ruf aber am Abend oder in der Nacht erfolgt oder an einem Tag, den ich mir ausnahmsweise einmal freinehme, dann werde ich auch in den Einsatz gehen. Für mich ist das wichtigste Argument gewesen, wenn eine Großkatastrophe kommt, trage ich dafür die Verantwortung. Wenn ich die Verantwortung trage, will ich wissen, was meine Entscheidung mit denen macht, die dann an der vordersten Front stehen. Das ist für mich der Grund diese Ausbildung zu machen und auch im Team dabei zu sein, um verantwortungsvoll mit meinen Entscheidungen umgehen zu können.

Das Interview führte SWR1 Moderatorin Claudia Deeg.

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