Auch andere Ursachen, wie z,B. eine Grippeinfektion könnten zu Long Covid-ähnlichen Symptomen führen. (Foto: IMAGO, IMAGO/Christian Ohde)

Long Covid Selbsthilfegruppe in der Südpfalz

Hilfe für Long Covid-Betroffene

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MODERATOR/IN
Frank Jenschar
Frank Jenschar (Foto: SWR)
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SWR1

Viele Menschen leiden sehr lange an den Folgen einer Coronainfektion — von Erschöpfung und Kurzatmigkeit bis hin zu Schmerzen und Gedächtnisstörungen. Das diffuse Krankheitsbild Long Covid erschwert die Diagnose und stellt somit Patienten und Ärzte vor Herausforderungen.

Wir haben mit Daniel Wagner gesprochen, er ist Sprecher und Organisator der Long Covid Gruppe Südpfalz in Landau und möchte Betroffenen helfen.

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SWR1: Was geht in Ihnen vor, wenn Sie hören, die Pandemie sei vorbei?

Daniel Wagner: Es sind etwas gemischte Gefühle. Die Auflagen, die wir während der Corona-Pandemie hatten, sind jetzt vielleicht vorbei. Die Folgen für die Betroffenen von der Infektion selbst, also Long Covid oder Post Covid, aber nicht. Die Betroffenen haben eine eigentlich fast unveränderte Situation, weil die Versorgungslage relativ schlecht ist.

SWR1: Und weil Long Covid auch bisher nicht wirklich ausreichend erforscht ist. Was sind denn das für Folgen, unter denen Sie und auch Ihre Mitglieder zu leiden haben?

Wagner: Man kann es in mehrere verschiedene Kategorien einordnen. Es gibt den Großteil derjenigen, die an einer chronischen Fatigue leiden, das ist eine anhaltende Erschöpfung und Belastungsintoleranz.

Dann gibt es die andere Gruppe mit dem sogenannten "Gehirnnebel", das heißt, sie haben ein Problem mit dem Kurzzeitgedächtnis. Das zeigt sich in Wortfindungsstörungen und der Schwierigkeit in einem Gespräch mit mehreren Teilnehmern überhaupt Reize zu ertragen.

Und es gibt die Gruppe der Menschen, die sehr starke Schmerzen im Körper verspüren, gegen die die meisten Schmerzmittel nicht wirken. Das sind so die Hauptproblematiken.

Dieses Krankheitsbild Long Covid / Post Covid passt nicht zu unserem System

Long Covid hat in der Politik zu wenig Beachtung

SWR1: Wie stehen die Chancen auf Verbesserung Ihrer Situation — gesundheitlich als auch die Anerkennung durch die Politik?

Wagner: Um ehrlich zu sein, eher gering. Wir hatten aktuell bereits zwei Politiker bei uns in der Selbsthilfegruppe, zum einen Dr. Gebhardt (CDU-Bundestagsabgeordneter für die Südpfalz, Anm. d. Red.) und unseren rheinland-pfälzischen Minister Alexander Schweitzer (für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz, Anm. d. Red.).

Sie waren da, haben sich die Herausforderungen angehört, die wir als Betroffene haben und auch versichert, uns zu unterstützen. Ich gehe davon aus, dass sie das auch tun, nur hat die Problematik aktuell in der Politik und auch in der Öffentlichkeit zu wenig Beachtung.

SWR1: Sozusagen ein Kampf gegen Windmühlen.

Wagner: Genau. Es ist ja so, dass wir nicht nur um die gesundheitliche Versorgung kämpfen, sondern auch um die wirtschaftliche. Das heißt, wenn Sie zwei bis drei Jahre aus dem aktiven Arbeitsleben raus sind, haben sie auch wirtschaftliche Nöte. Und die Bürokratie macht es den Betroffenen nicht leichter.

Es ist immer ein Kampf mit den Kostenträgern, um Therapien, einen Grad der Behinderung, eine Reha oder um eine Erwerbsminderungs- oder Erwerbsunfähigkeitsrente zu bekommen. Es ist alles nicht so leicht, weil dieses Krankheitsbild Long Covid / Post Covid nicht zu unserem System passt. Man fällt irgendwo zwischendurch.

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Das Gespräch führte SWR1 Moderator Frank Jenschar.

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