Ringerin Luisa Niemesch startet bei Olympia in Paris (Foto: IMAGO, Imago)

Ringen | EM

Deutschlands stärkste Ringerin: Luisa Niemesch holt EM-Silber

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Kersten Eichhorn mit dpa

Ringerin Luisa Niemesch aus Freiburg holt zum dritten Mal in Serie eine EM-Medaille. Nach der knappen Final-Niederlage gegen die Norwegerin Grace Bull holte sie Silber.

Olympia-Hoffnungsträgerin Luisa Niemesch hat in Bukarest ihre dritte EM-Medaille nacheinander gewonnen. Für Gold reichte es aber wieder nicht. Die 28-Jährige vom SV Germania Weingarten unterlag im Finale der Gewichtsklasse bis 62 Kilogramm Grace Bullen aus Norwegen mit 4:5. Schon 2022 hatte Niemesch Silber gewonnen, 2023 holte sie Bronze. Das Ticket für die Olympischen Spiele, das bislang einzige für den Deutschen Ringer-Bund (DRB), hatte sie sich mit Platz fünf bei der WM im vergangenen Jahr gesichert.

Julia Niemesch: "Ich fand Ringen cool"

Niemesch kann sich noch an alles ganz genau erinnern. An damals, als im kleinen Weingarten alles begann. Ihr Heimatort in der Nähe von Karlsruhe gilt schon lange als große Ringer-Hochburg mit erfolgreichem Bundesliga-Team und toller Jugendarbeit. Und so zog es auch Luisa bereits mit sieben Jahren zu den Bambinis und auf die Matte: "Ich komme zwar nicht aus einer klassischen Ringerfamilie", sagt sie im Gespräch mit SWR Sport, "aber mein Bruder ging damals ins Ringen, da habe ich auch mal zugeschaut und wollte gleich mitmachen". Die Eltern waren zunächst nicht begeistert. Luisa setzte sich jedoch durch: "Ich fand das cool. Und seitdem hat es mich nicht mehr losgelassen."

Ringen besteht aus vielen Komponenten

Bis zum Alter von zwölf Jahren wurde gemischt gekämpft, gingen die Ringer-Mädchen im Wettbewerb auch gegen die Jungs auf die Matte: "Das war dann natürlich immer eine extra Motivation", erinnert sich Luisa an die sportlichen Zeiten im Kindesalter. Eine erfolgreiche Karriere im Kampfsport nahm ihren Lauf. "Ringen besteht aus vielen einzelnen Komponenten: Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Koordination", beschreibt Luisa die Faszination des Sports. "Man kann immer weiter an den Techniken basteln, entwickelt seinen eigenen Stil und kann den immer weiter perfektionieren."

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Luisa Niemesch sicherte sich souverän das Olympia-Ticket

Das ist ihr bestens gelungen. Jetzt, mehr als 20 Jahre später, ist die Sportlerin die aktuell erfolgreichste Ringerin in Deutschland. Luisa Niemesch ist Deutsche Meisterin in der 62-Kilo-Klasse, holte Silber und Bronze bei den Europameisterschaften, bei der WM vergangenen September in Belgrad Platz wurde sie Fünfte. Mit dieser Platzierung sicherte sich Luisa Niemesch vorzeitig das Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris - als bislang einzige Athletin des Deutschen Ringer-Bundes.

Ein Wahnsinnserfolg, die Vorfreude ist entsprechend groß: "Die ist riesig, Olympia im Nachbarland Frankreich, in Paris, das ist mega-mega cool", beschreibt Luisa ihre Gefühlswelt ein halbes Jahr vor dem Auftakt. Was Olympische Spiele bedeuten, das konnte die 28-Jährige bereits 2016 in Rio kennenlernen: "Das ist eine Weltbühne des Sports, da schaut jeder hin. Darauf liegt der Fokus, und das ist etwas ganz Besonderes."

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Wechsel zwischen Spitzensport und Beruf als Steuerassistentin

Die großen Erfolge von Luisa Niemesch, die seit zehn Jahren in Freiburg lebt und am dortigen Olympia-Stützpunkt mit den stärksten Ringerinnen im Südwesten trainiert, sind nicht selbstverständlich. Schließlich führt sie ein anstrengendes "Doppelleben" zwischen Spitzensport und Beruf. Nach ihrem BWL-Studium entschied sich die Kämpferin für den Einstieg als Steuer-Assistentin in einer Freiburger Kanzlei. Das heißt: Training morgens, danach an den Schreibtisch, am späten Nachmittag folgt die zweite Trainingseinheit. "Das ist manchmal schon eine große Herausforderung", beschreibt Luisa ihren Arbeitsalltag.

"Zum Glück", sagt sie, "habe ich einen tollen Arbeitgeber erwischt, der voll hinter mir steht und mich für Lehrgänge, Trainingslager oder Meisterschaften freistellt". Wie in diesen Tagen der Europameisterschaften in Bukarest. Der Wettkampf ist für Niemesch eine Art Generalprobe für die Olympischen Spiele.

Bei der EM in Bukarest ganz weit vorne

Das Wechselspiel zwischen Körper und Kopf, zwischen Sport und Beruf ist für sie aber auch wohltuend: "Der Ausgleich tut mir gut. Nach dem Auspowern ist der Kopf gefordert", sagt sie. "Ich bin nicht nur in der Ringer-Blase, sondern kann mit der Arbeit in eine andere Welt eintauchen". Mathe statt Matte.

In diesen EM-Tagen in Bukarest zählte für sie aber nur das Ringen. Mit Erfolg.

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