Ringer-Weltmeister Frank Stäbler (Foto: IMAGO, IMAGO / Pressefoto Baumann)

Ringen | Porträt

Was macht eigentlich Ringer-Champion Frank Stäbler?

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Michael Richmann

Frank Stäbler hat sich schon während seiner Ringer-Karriere intensiv mit mentalen Problemen beschäftigt - und damit, wie er sie überwinden kann. Das hat der Weltmeister nach seiner Karriere zum Beruf gemacht.

"Es war ein unglaublich schönes Gefühl, mal nicht zu müssen", sagte Frank Stäbler. Der mehrfache Ringer-Weltmeister und Gewinner der olympischen Bronze-Medaille von Tokio 2021 hat die ersten Monate nach seiner Karriere als Spitzensportler sehr genossen. "Ich habe es wirklich geschafft, nach den Olympischen Spielen, nach dem Ende der Karriere, ein halbes Jahr gar nicht zu trainieren", sagte der Musberger in der SWR Landesschau Baden-Württemberg.

Stäbler hat die Ruhe genossen und ist nicht zu bremsen

Dennoch habe er sein Gewicht und seine Fitness "ganz gut" halten können. "Ich glaube, das ist dem geschuldet, dass ich viele Jahre so gut gearbeitet habe, dass ich jetzt nicht so schnell abbaue. Denn wenn ich trainiert habe, war ich jeden Tag am Limit, immer bei 100 Prozent. Und wenn man das über so viele Jahre - in meinem Fall etwa anderthalb Jahrzehnte - betrieben hat, tut es auch mal richtig gut, loszulassen, durchzuatmen und das Leben zu genießen."

Doch nach etwa sechs Monaten im Ruhestand kann sich der 34-Jährige vor Tatendrang kaum bremsen. Stäbler hat sich als Mental-Trainer selbstständig gemacht, schreibt Bücher, hält Vorträge und hat gemeinsam mit einer Partnerin eine App herausgebracht, mit der Menschen mit mentalen Problemen gezielt nach anderen Menschen mit ähnlichen Erlebnissen suchen können, um sich auszutauschen.

Stäbler als Mental-Trainer

Pläne, die er größtenteils schon während seiner aktiven Karriere vorangetrieben hat. "Die Karriere nach der Karriere habe ich über zwei Jahre vorbereitet. Mit dem Weitblick, danach nicht in ein Loch zu fallen. Denn ich beobachte es jetzt auch als Mental-Trainer, dass Athleten nur bis zum nächsten Schritt denken - bis zum nächsten Spiel, bis zum nächsten Wettkampf. Und wenn dann die Karriere vorbei ist, schauen sie mal, was dann kommt. Aber das geht meistens nicht gut aus, denn plötzlich fehlt die Aufgabe, fehlt das Adrenalin, fehlt der Applaus. Und dann fallen sie in ein tiefes Loch. Und deswegen habe ich geschaut, was mir Spaß macht, wo die Reise hingehen kann und habe mir das über mehrere Jahre aufgebaut."

Musberg

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Stäbler scheint seinen Fokus jedenfalls gefunden haben

Der Job als Mental-Trainer scheint naheliegend, denn Stäbler hat schon während der Karriere immer wieder gesagt: Der Wille sei sein stärkster Muskel. Dabei hat der Musberger auch immer wieder mit sich selbst gerungen: "Auch ich habe mich früher sehr schwer getan. Ich hatte gerade in meinen jungen Jahren viele mentale Probleme, worüber ich mich gerne mit jemanden ausgetauscht hätte, die ich aber nie zeigen durfte. Man durfte niemals 'Schwäche' zulassen." Dabei ging es um "die ganz normalen Probleme", die jeder aus seinem Alltag kenne - egal ob Spitzensportler oder Bürohengst: "Leistungsdruck, funktionieren zu müssen, Angstzustände, Versagensängste."

Er arbeitet auch gerne mit Kindern "Die Probleme sind immer wieder die gleichen, ob ich in der fünften Klasse einer Sonderschule bin oder mit Topmanagern im Senior-Berich arbeite: Wie funktioniere ich unter Druck, wie gehe ich mit Angstzuständen um? Wie reguliere ich meine Emotionen? Das ist faszinierend."

Immer verbunden mit der Frage: "Wie fokussiere ich mich in dieser ablenkungsreichen Welt auf meine Aufgabe?" Frank Stäbler scheint seinen Fokus jedenfalls gefunden zu haben - auch für die Karriere nach der Karriere.

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Michael Richmann

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