Fußball | Bundesliga

Merlin Röhl: Das Freiburger Top-Talent mit klarem Kopf - und klaren Zielen

Stand
Interview
Maximilian Wöhr
Autor/in
Johann Schicklinski

Vom großen Talent zum Leistungsträger: Merlin Röhl hat sich etabliert beim SC Freiburg. Im Gespräch mit SWR Sport redet er über seine Entwicklung, über Verletzungspausen und über Psychologie.

Das primäre Saisonziel des SC Freiburg lautet vor jeder Spielzeit: Sorgenfrei bleiben, nichts mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Das haben die Breisgauer auch dieses Mal frühzeitig erreicht. Die Mannschaft von Trainer Christian Streich hat zwei Spieltage vor dem Saisonende sogar noch gute Chancen, sich zum dritten Mal in Serie für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Und doch war die Spielzeit für den Sport-Club durchwachsen, die Leistungen waren für den bald scheidenden Coach Streich nicht immer zufriedenstellend.

Für einen war die bald abgelaufene Saison indes der große Durchbruch: Mittelfeldspieler Merlin Röhl. Der 21-Jährige hat den Sprung vom Talent zum Leistungsträger vollzogen. 24 Bundesligaspiele hat er absolviert, 17 davon in der Startelf. Dabei erzielte er zwei Treffer und bereitete vier weitere Tore vor. Dazu kommen acht Einsätze in der Europa League sowie zwei Partien im DFB-Pokal.

Ein ganz besonderes erstes Bundesligator

Röhls erstes Bundesligator im Freiburger Auswärtsspiel bei RB Leipzig (1:3) war dabei ein besonders schönes. Er ließ fünf Leipziger stehen und traf mit einem herrlichen Flachschuss ins lange Eck. Tiefpunkt der Saison war für Röhl sicher seine Rote Karte im Derby gegen den VfB Stuttgart (1:3), als er wegrutschte und seinen Gegenspieler Maximilian Mittelstädt mit offener Sohle erwischte.

Merlin Röhl: "Ich bin mega dankbar"

Doch die Highlights überwiegen ganz klar. "Ich bin mega dankbar dafür, wie die Saison gelaufen ist", bekennt Röhl im Gespräch mit SWR Sport. Aktuell sei seine Stimmung aber "wechselhaft", denn Röhl fehlt dem Sport-Club wegen einer Muskelverletzung. "Dann hat man natürlich im Kopf, so schnell wie möglich wieder fit zu werden, um der Mannschaft helfen zu können", so der 21-Jährige. "Es ist nicht immer so leicht, wenn man verletzt ist. Das kennt wohl jeder Sportler."

Einsatz bei Union Berlin? "Es kann vielleicht noch reichen fürs letzte Spiel"

Ob er diese Saison noch einmal auf den Platz zurückkehren wird? Da ist Röhl skeptisch. "Eigentlich sieht es so aus, dass ich kein Spiel mehr machen werde. Ich versuche aber alles, was in meiner Macht steht, zu tun, dass es doch noch klappt", erzählt der Jungprofi, der in dieser Saison meist als offensiver Achter eingesetzt wurde. "Es kann vielleicht noch reichen fürs letzte Spiel, da muss ich aber einfach schauen. Das hängt dann vom Heilungsverlauf ab."

Merlin Röhl: "So Spiele wie gegen Wolfsburg tun natürlich weh"

Das Zuschauen fällt Röhl sehr schwer. Bei der jüngsten Heimpleite gegen den VfL Wolfsburg vor knapp anderthalb Wochen etwa hat er ordentlich mitgelitten. "Als Spieler willst du immer helfen, dass dein Team erfolgreich ist. So Spiele wie gegen Wolfsburg tun dann natürlich weh, wenn man draußen sitzt und nicht helfen kann", sagt Röhl und analysiert rückblickend: "Es war für uns ein maximal unglücklicher Spielverlauf." Er erkennt aber auch an: "Es war in dieser Saison auch schon andersrum. Das macht ja diesen Sport auch aus, das ist eigentlich etwas Wunderschönes."

Nicht mitmischen zu können und die Emotionen zu verarbeiten - dabei hilft ihm auch sein Interesse an Psychologie. "Nach dem Abi habe ich mich gefragt, ob ich neben dem Fußball noch etwas studieren kann, etwa an einer Fern-Uni", so Röhl. "Psychologie war eines der Fächer, das mich interessiert hätte. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass ich dafür nicht den gleichen Antrieb gehabt hätte, den ich für den Fußball habe."

Entscheidung für den Fußball

Diesbezüglich ist Röhl bemerkenswert klar und reflektiert. "Bei Psychologie muss man viel lernen, um voranzukommen, auch auswendig lernen. Ich glaube, das hätte ich nebenher zum Fußball nicht so gut hingekriegt", bekennt er ehrlich. "Gerade in Phasen, wo mal mehr los ist. Ich habe mich dann damals noch in Ingolstadt (Röhls Ex-Klub, Anm. d. Red.) entschieden, mich voll auf Fußball zu konzentrieren."

Eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereut hat. "Das war schon richtig so", erzählt er mit einem Grinsen. Zumal er gerade erst dabei ist, durchzustarten. Röhl gilt als Riesentalent, da sind sich viele Experten einig. Er scheint bereit, den nächsten Schritt zu gehen.

Und diesen will er beim SC Freiburg gehen - weil er hier aktuell alles hat. "Es hat vielleicht einen Tick gebraucht, aber es ging, glaube ich, schneller als irgendwo anders, dass ich mich mega wohl fühle", so Röhl. "Ich fühle mich hier total gut aufgehoben."

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Maximilian Wöhr
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Johann Schicklinski