Der Schriftzug "1,5 Grad ist das Limit" ist auf einem Protestplakat zu lesen. Das erreichen der Kimaziele ist noch möglich, sagt die Internationale Energieagentur. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg)

Neue Studie

Klimaforscher zum verbleibenden CO2-Budget: "Es wird immer enger"

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Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion (Foto: Annkatrin Gentges)

Eine Studie rechnet vor: Um die Erderwärmung auf 1,5-Grad zu begrenzen, steht der Welt ein viel geringeres C02-Budget zur Verfügung als vom Weltklimarat bisher angenommen.

250 Gigatonnen CO2 – so wenig dürfen wir nur noch ausstoßen, bis wir das 1,5-Grad-Limit überschreiten. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie eines Forschungsteams des Imperial College London um Klimaforscher Robin Lamboll, die in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlicht wurde.

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Das Ergebnis der Studie klingt wenig, denn der Bericht des Weltklimarats (IPCC) rechnete noch vor einigen Jahren vor, dass uns eigentlich die doppelte Menge verbleibt, bis wir die 1,5-Grad Erderwärmung überschreiten: nämlich 500 Gigatonnen CO2. Doch Oliver Geden vom Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit in Berlin ordnet ein: "Die aktuelle Studie errechnet die Restmenge ab Anfang 2023, während die Berechnung des Weltklimarats auf die Zeit ab Anfang 2020 Bezug nimmt."

"Man könnte sagen, das ist die Hälfte, aber man müsste die Jahre dazwischen auch noch abziehen."

Trotzdem, so Geden, das verbleibende CO2-Budget ist auch nach Abzug dieser Differenz unterm Strich kleiner geworden: Der Menschheit bleiben immer noch etwa ein Drittel weniger als angenommen. Grund dafür ist auch, dass die Annahmen für die Berechnungen sich verändert haben: Das CO2-Budget ist abhängig davon wie sich andere Treibhausgase entwickeln, wie Methan oder Lachgas.

"Man geht davon aus, dass es in der Zukunft mehr Methan- und Lachgas-Emissionen gibt, als man dachte. Das wirkt sich auch darauf aus, wie viel CO2 wir noch ausstoßen dürfen. Die Zahl wird geringer."

Der Klimaforscher Niklas Höhne, Leiter des New Climate Institute in Köln, sieht die Studie als Weiterführung der Berechnung des IPCC. Die Klimamodelle seien aktualisiert worden und das kleine Budget aus dem Sechsten Sachstandsbericht sei noch kleiner geworden.

Nur noch sechs statt zehn Jahre bis 1,5-Grad Limit überschritten

Und das bedeutet auch: Bei gleichbleibenden Emissionen wird die Zeit knapper, bis das 1,5-Grad Limit überschritten sein könnte. Das Papier von Lamboll und Kollegen nimmt an, es sei in sechs Jahren soweit. Der IPCC kam auf zehn Jahre. Die Botschaft der Studie ist für Klimaforscher Höhne eindeutig:

"Es wird immer enger. Wir müssen wirklich alles dransetzen, so schnell wie möglich Emissionen zu reduzieren."

Und das gehe nicht mit klein klein, sondern nur, wenn Gesellschaft und Politik in den Notfallmodus schalten.

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