Lebensmittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten (Foto: IMAGO, IMAGO / agefotostock)

Corona & Ernährung

Schützt Omega-3 vor einem schweren Covid-19-Verlauf?

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AUTOR/IN
Katharina Stephan

Forscherinnen und Forscher in den USA untersuchten erstmals, ob ein höherer Omega-3-Wert im Blut das Risiko eines schweren oder tödlichen Covid-19-Verlaufs senken könnte. Die Ergebnisse scheinen vielversprechend, sollten aber nicht überbewertet werden.

Die Pilotstudie einer Forschungsgruppe aus den USA legt nahe, dass eine höhere Konzentration an Omega-3-Fettsäuren im Blut das Risiko einer tödlichen Covid-19-Infektion um etwa 75 Prozent senken könnte. Die Gruppe untersuchte zu diesem Zweck Blutproben von 100 Covid-19-Erkrankten im Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles.

Omega-3-Fettsäuren haben Einfluss auf Entzündungsprozesse

Ein höherer Omega-3-Index in den roten Blutkörperchen könnte dazu führen die Zytokinfreisetzung zu minimieren. Zytokine sind Proteine, die gebildet werden, wenn das Immunsystem auf einen Erreger reagiert. Als Botenstoffe können die Zytokine eine Immunantwort anregen oder hemmen, indem sie zum Beispiel Entzündungen auslösen. Das Immunsystem erkennt die Entzündung und kann sie bekämpfen. Werden Zytokine aber weiterhin unkontrolliert ausgeschüttet, kommt es zu einer enormen Entzündungsreaktion: einem Zytokinsturm. Der kann auch lebensgefährlich werden. Denn dann werden auch gesunde Zellen vom Immunsystem angegriffen. Die Folge: Der Körper zerstört sich sozusagen selbst. Möglicherweise könnten Omega-3-Fettsäuren dabei helfen, einen Zytokinsturm zu verhindern.

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Die langkettigen Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure setzen Botenstoffe frei, welche die Auflösung einer Entzündung beeinflussen und die Zytokinfreisetzung regulieren. Diese Prozesse könnten auch bei Covid-19-Infektionen einen Zytokinsturm und damit schwere oder sogar tödliche Verläufe verhindern, so die Forschenden. Omega-3 ist vor allem in fettreichem Fisch, aber auch in Speiseölen wie etwa Walnussöl enthalten und daher schon über eine gesunde Ernährung schnell verfügbar.

Höherer Omega-3-Index verringerte das Risiko eines tödlichen Covid-19-Verlaufs

Insgesamt starben 14 der 100 Studienteilnehmer in Zusammenhang mit ihrer Covid-19-Erkrankung. Unter den Verstorbenen war aber nur ein Patient mit einem hohen Omega-3-Index. Die anderen 13 Patienten hatten niedrigere Werte. Daraus ergab sich in der Studie ein 75 Prozent geringeres Risiko für einen tödlichen Verlauf bei Patienten und Patientinnen mit einem Omega-3-Index von 5,7 Prozent oder mehr.

Blutanalyse (Symbolbild) (Foto: IMAGO, IMAGO / Westend61)
Die Forschenden analysierten den Omega-3-Index in den Blutproben von Covid-19-Patient:innen.

Studie nicht überbewerten

Die Ergebnisse der Pilotstudie scheinen auf den ersten Blick vielversprechend zu sein. Sie sollten aber nicht überbewertet werden. Mit 100 Patienten ist die Studie sehr klein. Außerdem wurden bestimmte Faktoren wie etwa Vor- oder Grunderkrankungen nicht berücksichtigt. Die Autorinnen und Autoren der Studie weisen selbst darauf hin. Dennoch deute der starke Trend in den Ergebnissen auf einen Zusammenhang zwischen Omega-3-Index und dem Verlauf einer Covid-19-Infektion hin. Um die Ergebnisse der US-Studie zu bestätigen sind weitere, umfassendere Studien nötig.

Professor Dr. med. Sebastian Schellong, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, sieht das auch so. Damit die Studienergebnisse aussagekräftig sind, müsse die untersuchte Patientengruppe etwa zehnmal so groß sein. Außerdem seien Vergleichsstudien notwendig.

Das Thema Covid-19 steht stark in der Öffentlichkeit. Deshalb werden auch sehr frühe Studienideen und vorläufige Ergebnisse schnell veröffentlicht. Doch die können die Menschen auch verwirren.

Die Ergebnisse der US-Studie seien noch sehr unsicher, so Professor Schellong. Ein Zusammenhang zwischen dem Omega-3-Index und dem Verlauf einer Covid-19-Infektion sei damit noch nicht bestätigt. Die Wahrscheinlichkeit für den Nachweis, dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren zusätzlich zur normalen Ernährung einen Covid-19-Verlauf günstig beeinflussen kann, hält er außerdem für gering. Trotzdem sei es wichtig, solche Studien anzuregen und durchzuführen.

Omega-3-Fettsäuren unterstützen das Immunsystem

Schon länger bekannt ist, dass Omega-3-Fettsäuren unter anderem den Blutdruck senken, den Cholesterinspiegel regulieren und entzündungshemmend wirken. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher, dass 0,5 Prozent der täglichen Kalorien auf Omega-3-Fettsäuren entfallen sollten. Bei 2.400 Kalorien am Tag wären das etwa 1,3 Gramm.

Omega-3-Fettsäuren sind in vielen Lebensmitteln erhalten, wie etwa in Lachs, Heringen, weißem Thunfisch, Rapsöl oder Leinsamen. Wer sich ausgewogen ernährt und ein bis zweimal in der Woche Fisch isst, deckt seinen täglichen Bedarf an Omega-3 damit schon ab. Es gibt auch Nahrungsergänzungsmittel, wie etwa Fischölkapseln.

Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl (Foto: IMAGO, IMAGO / imagebroker)
Es gibt auch Nahrungsergänzungsmittel mit Omega-3-Fettsäuren, wie etwa Fischölkapseln. Zu viel Omega-3 sollte man aber nicht zu sich nehmen.

Den empfohlenen Wert sollte man aber auch nicht überschreiten. Denn ein zu hoher Omega-3-Wert kann die Fließeigenschaft des Blutes beeinflussen, wodurch zum Beispiel Blutungen länger andauern. Außerdem steigt dadurch der Cholesterinspiegel. In einem gesunden Maß können die Omega-3-Fettsäuren aber zum allgemeinen Wohlbefinden beitragen und das Immunsystem unterstützen. Ob sie auch einen direkten Einfluss auf den Verlauf einer Covid-19-Infektion haben, ist aber noch unklar.

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Katharina Stephan